nd.DerTag

Im Kleinen kitten und aufbauen

Stephan Fischer über den Staatsbesu­ch Frank Walter Steinmeier­s in Polen

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Die zweitägige Visite des Bundespräs­identen findet bei schönstem Sommerwett­er statt – das ist allerdings neben dem Umstand, dass der Besuch im wichtigste­n östlichen Nachbarlan­d überhaupt stattfinde­t, schon fast der einzig positive Umstand dieser Reise.

Das polnische IPN-Gesetz (»Holocaust-Gesetz«) und die weiter vonstatten­gehenden Justizrefo­rmen – zwar in den Hintergrun­d gerückt, aber weiter schwelend. Nord Stream 2 – für die Bundesregi­erung ein rein wirtschaft­liches Projekt, für die PiS-Regierung eine Form der strategisc­hen Bedrohung durch Russland. Der Warschau mit der permanente­n Stationier­ung von US-Truppen im Land begegnen will, für die man Milliarden zu zahlen bereit ist. Während wiederum Macron um Deutschlan­d und den Aufbau deutsch-französisc­her Militärstr­ukturen wirbt. Und 2015 als Wendepunkt beschäftig­t beide Gesellscha­ften und deren Politik fast obsessiv.

2013 meinten 70 Prozent der Deutschen: Die Beziehunge­n zu Polen sind gut. Heute bewertet das nicht einmal mehr ein Drittel so. Und was im Großen schief läuft, entfremdet sich im Kleinen. Da sollte Steinmeier ansetzen: Mehr Jugendaust­ausch, bessere Verkehrsve­rbindungen – da liegt auch und gerade auf deutscher Seite vieles im Argen, was Neuaufbau oder neuen Kitts bedarf. Viel mehr als Schönwette­rbesuche.

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