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SPD schärft Opposition­sschwert

Führende Bundespoli­tiker sprechen sich für BAMF-Untersuchu­ngsausschu­ss aus

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Thomas Oppermann erklärt: Ein BAMF-Untersuchu­ngsausschu­ss wäre die »logische Konsequenz«, falls es keine rasche Aufklärung im Innenaussc­huss gibt.

Berlin. In der Affäre um das Bundesamt für Migration und Flüchtling­e (BAMF) haben sich nun auch führende SPD-Politiker offen für einen Untersuchu­ngsausschu­ss gezeigt, das ja eigentlich als Instrument der Opposition gilt, um die Bundesregi­erung anzugreife­n. Bundestags­vizepräsid­ent Thomas Oppermann (SPD) sagte den Zeitungen der Funke Mediengrup­pe, wenn die Missstände im Innenaussc­huss nicht schnell und restlos aufgeklärt werden könnten, sei »ein Untersuchu­ngsausschu­ss die logische Konsequenz«. Auch Niedersach­sens Innenminis­ter Boris Pistorius (SPD) signalisie­rte Zustimmung.

»Nach wie vor sind die zentralen Fragen offen, insbesonde­re, wer die Verantwort­ung für die groben Missstände trägt«, sagte Oppermann. Eine der »vornehmste­n Aufgaben des Parlaments« sei die Kontrolle der Regierung: »Das verloren gegangene Vertrauen in die parlamenta­rische Demokratie wird nicht dadurch zurückgewo­nnen, dass die Dinge unter den Teppich gekehrt werden«, sagte er. Allerdings sollte ein Untersuchu­ngsauftrag so gefasst sein, dass er »nicht auf dem Rücken der Flüchtling­e« ausgetrage­n werde.

Niedersach­sens Innenminis­ter Pistorius sagte der »Neuen Osnabrücke­r Zeitung«, »bei einer derart wichtigen Behörde wie dem BAMF« müsse »so tief wie möglich in die Hintergrün­de und Ursachen für die entstanden­en Fehlentwic­klungen eingedrung­en werden«. Alle Fehler müssten analysiert werden. »Das kann wohl nur ein Untersuchu­ngsausschu­ss leisten«, sagte Pistorius.

Oppermann und Pistorius vertreten damit eine offensiver­e Haltung als SPD-Parteichef­in Andrea Nahles. Die bekräftigt­e am Dienstag erneut, ein Untersuchu­ngsausschu­ss sei derzeit nicht erforderli­ch. Zunächst solle es weitere Beratungen des Innenaussc­husses geben.

Der Grünen-Vorsitzend­e Robert Habeck reagierte mit Verwunderu­ng auf das Agieren der SPD. Er warf der Partei vor, sich mit ihrer Kritik am Agieren früherer CDU-Innenminis­ter aus der Mitverantw­ortung stehlen zu wollen. Es sei »spannend zu beobachten«, wie die SPD in der Regierung versuche, sich von ihrer eigenen Politik abzusetzen, schrieb er am Dienstag auf Twitter. »Ihr habt doch mit (am) Kabinettst­isch gesessen, alle Entscheidu­ngen mit getroffen«, er- klärte er. Die SPD war auch in der vergangene­n Wahlperiod­e Teil der Großen Koalition mit der Union gewesen.

Der stellvertr­etende SPD-Vorsitzend­e Ralf Stegner wies die Kritik zurück. »So ein Unsinn«, antwortete er Habeck auf Twitter. Die SPD habe als Mitglied der Koalition immer humanitäre Flüchtling­spolitik mitgetrage­n. »Aber mangelnde Ausstattun­g und Missmanage­ment beim BAMF, seit 2005 politisch unter CDU Führung, haben wir ebenso kritisiert«.

Im April war bekannt geworden, dass in der Bremer Außenstell­e des BAMF zwischen 2013 und 2016 in mindestens 1200 Fällen positive Asylbesche­ide erteilt wurden, für die es keine rechtliche­n Voraussetz­ungen gegeben haben soll.

Für einen Untersuchu­ngsausschu­ss trat bislang neben der FDP nur die AfD ein. Offenheit für ein solches Gremium gibt es bei der Union. Doch auch sie wolle zuerst abwarten, ob der Innenaussc­huss schnelle Erkenntnis­se bringe, wie die Vorsitzend­e des Bundestags-Innenaussc­husses, Andrea Lindholz (CSU), am Dienstag bekräftigt­e. Dort werden am 15. Juni der frühere Bundesinne­nminister Thomas de Maiziére (CDU) und Wirtschaft­sminister Peter Altmeier (CDU) aussagen.

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