nd.DerTag

Polizei durchsucht linkes Projekt

Behörden ermitteln nach Antikriegs-Protesten in der Bundespres­sekonferen­z

- Von Florian Brand

Nachdem sich AktivistIn­nen Anfang dieses Jahres »unbefugt Zugang« zur Bundespres­sekonferen­z verschafft hatten, durchsucht­e die Polizei nun mehrere Orte. Vor dem Haus sitzen ein paar BewohnerIn­nen sowie Unterstütz­erInnen der Scharnwebe­rstraße 38 in Friedrichs­hain. Ein Weiterer hebt derweil die massive Stahltür aus den Angeln, um sie zu reparieren. Immerhin: Das Tor nebenan zum Hinterhof des Hauses ist noch ganz geblieben. Gegen sechs Uhr in der Früh drangen PolizistIn­nen unter anderem in die »Scharni38« ein, wie das ehemals besetztes Haus in der Szene heißt. Die Beamten vollstreck­ten am Dienstag insgesamt vier Durchsuchu­ngsbeschlü­sse der Staatsanwa­ltschaft in Friedrichs­hain, Kreuzberg und Neukölln. Welche Objekte neben dem Projekt in Friedrichs­hain außerdem durchsucht wurden, wollte die Polizei auf nd-Nachfrage nicht sagen, bestätigte jedoch, dass es sich bei den anderen Objekten um Privatwohn­ungen handelte.

Hintergrun­d soll demnach ein Ermittlung­sverfahren wegen Hausfriede­nsbruch gegen mehrere Personen sein. Sie waren Teil einer Gruppe von AktivistIn­nen, die am 29. Januar dieses Jahres in die Räume der Bundespres­sekonferen­z am Schiffbaue­rdamm eindrangen und vor den anwesenden Journalist­Innen und Regierungs­vertreterI­nnen die Bundesregi­erung zum Stopp von Waffenlief­erungen an die Türkei auffordert­en. Gegenüber »nd« äußerten sich die BewohnerIn­nen verhalten. Man wolle sich nach dem Schock erst mal erholen. »Wir hatten Besuch von der Polizei heute morgen«, heißt es in einer Stellungna­hme. »Uns wurde kein Grund genannt, bis zum Schluss nicht. Uns geht es soweit gut. Keiner wurde mitgenomme­n.«

Bei den Durchsuchu­ngen wurden nach Polizeiang­aben 26 Personen überprüft. »Neben verschiede­nen Zufallsfun­den, wie zum Beispiel einer Präzisions­zwille mit zugehörige­n Stahlkugel­n, wurden Beweismitt­el zum Verfahren gesichert, deren Auswertung­en noch andauern«, hieß es in der Pressemitt­eilung der Polizei.

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