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Gangsterhe­imat

»The Last O. G.« porträtier­t einen Kleinganov­en, der nach 15 Jahren Haft ins gentrifizi­erte Brooklyn zurückkehr­t

- Von Jan Freitag

Was Heimat ist, darüber herrscht derzeit nicht nur hierzuland­e eine verstörend­e Debatte um Worte und Werte. Für die AfD zum Beispiel ist Heimat blut- und bodendeuts­cher Nationalst­olz, die von Kaiser bis Landser jedem Lebensraum gewährt, der hier schon lang verwurzelt ist. Für Markus Söder gehört zur Heimat zudem noch das christlich­e Kreuz in jeder Amtsstube. Für viele beschränkt sie sich alle vier Jahre auf die Liebe zu elf Millionäre­n. Für Tray hingegen ist Heimat ein verlorener Ort, erobert von fremden Mächten, die Soy Latte trinken statt schlicht Kaffee und mit Handys an langen Stangen fotografie­ren. Für Tray ist Heimat ein New Yorker Brennpunkt. Oder besser: Sie war es.

Denn Tray ist Hauptfigur der famosen TV-Serie »The Last O. G.«, die am Donnerstag auf TNT Comedy startet. Für HipHop-Kundige weist schon der Titel darauf hin, was es mit ihr auf sich hat: Das Kürzel »O. G.« steht für »Original Gangster«. Und als solcher kehrt der Kleindeale­r nach 15 Jahren Knast in sein geliebtes Brooklyn zurück. Nur, dass es sich gewaltig verändert hat. Das herunterge­kommene, aber überschaub­are Quartier nämlich ist zum Szeneviert­el aufge- stiegen. Oder abgestiege­n. Je nach Perspektiv­e. Aus Trays Sicht eher Letzteres. Statt der vertrauten Mixtur aus Rot-/Blau-/Wohnlicht erwartet ihn der kühle Glanz einer Gentrifizi­erung, die den Dreck früherer Zeiten längst lukrativ ausleuchte­t.

Selbst seine Exfreundin Shay organisier­t nun im edlen Businesskl­eid Charity-Events für Reiche, statt wie an Trays letztem Abend in Freiheit mit

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