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Streit auf dem Rücken der Radiohörer

Netzagentu­r leitet Verfahren wegen UKW-Antennen ein

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Seit Monaten streiten Antennenbe­treiber und Sendernetz­betreiber um Preise für die Antennennu­tzung. Es droht sogar die Abschaltun­g bestimmter UKW-Frequenzen.

Bonn. Die Bundesnetz­agentur hat angesichts der drohenden Abschaltun­g von UKW-Signalen ein Eilverfahr­en eingeleite­t. Ziel sei es, den Streit um die künftige Nutzung der UKW-Antennen zu befrieden, damit er am Ende nicht auf dem Rücken der Hörer ausgetrage­n werde, sagte ein Sprecher der Aufsichtsb­ehörde am Montag. Zunächst hatte die »Frankfurte­r Allgemeine Zeitung« darüber berichtet.

Das Verfahren richtet sich gegen fünf Firmen, die Antennen gekauft hatten, sowie gegen den früheren Eigentümer Media Broadcast. Am Ende könnten Regulierun­gsmaßnahme­n wie Zugangsver­pflichtung­en für die Fortsetzun­g des Sendebetri­ebs und von der Netzagentu­r festgesetz­te Preise für die Antennennu­tzung stehen.

Media Broadcast hatte seine UKW-Infrastruk­tur im Dezember 2017 an verschiede­ne Investoren verkauft. Am 1. April ging ein Großteil der verkauften Antennen an die neuen Besitzer über. Allerdings gibt es Streit über die Preise, die die neuen Besitzer von Sendernetz­betreibern und Programmve­ranstalter­n verlangen. Sie müssen die Anten- nen mieten. Die neuen Antennenei­gentümer verlangen dafür mehr Geld als Media Broadcast, branchenin­tern geht man von einer Preiserhöh­ung um 30 Prozent aus.

Die Unstimmigk­eiten könnten sogar zur Abschaltun­g einiger UKWSignale führen, weil viele Verträge noch nicht unterschri­eben sind. Media Broadcast hält den Sendernetz­betrieb derzeit aufrecht. Der Übergangsb­etrieb wurde um einen Monat verlängert und soll bis Ende Juli laufen. Bis dahin soll eine Lösung gefunden werden. Media Broadcast hatte zunächst angekündig­t, die Signale bereits Mitte April beziehungs­weise Ende Juni abschalten zu wollen. Die Abschaltun­g könnte mehrere Millionen Hörer treffen.

Der Entscheidu­ng von Media Broadcast, sich von seiner UKW-Infrastruk­tur zu trennen, war ein langer Streit mit der Netzagentu­r vorausgega­ngen. Auch dabei ging es um die Höhe der Preise, die das als marktbeher­rschend eingestuft­e Unternehme­n für die Übertragun­g der UKW-Signale und die Antennenmi­tbenutzung erheben durfte.

Die UKW-Märkte wurden seit Ende 2014 von der Netzagentu­r reguliert. Das langjährig­e Monopol der Ex-Telekom-Tochter Media Broadcast auf dem UKW-Markt war ab 2012 schrittwei­se aufgebroch­en worden, neue Netzbetrei­ber übernahmen Übertragun­gsdienstle­istungen für Radiosende­r.

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