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»Das ist ein Riesenkomp­liment«

Alexander Gerst und seine Kollegen fliegen von Gagarins Startrampe aus ins All

- Von Thomas Körbel, Baikonur

Mit dem Flug zur Raumstatio­n ISS begibt sich der deutsche Astronaut Gerst auf die Spuren von Weltraumpi­onier Juri Gagarin. Er darf von dessen Startrampe ins All fliegen. Auf dem historisch­en Startplatz von Raumfahrtp­ionier Juri Gagarin weht die deutsche Fahne neben einer russischen Sojus-Rakete fröhlich im Wind. Sie kündigt an, dass der deutsche Astronaut Alexander Gerst an diesem Mittwoch vom Weltraumba­hnhof Baikonur in Kasachstan ins All fliegt. »Von der Startplatt­form aus zu starten, von der schon Juri Gagarin gestartet ist, das ist ein Riesenkomp­liment«, sagt Gerst.

Am 12. April 1961 flog Gagarin vom Startplatz Nr. 1 in Baikonur als erster Mensch in den Kosmos. Seither wird die Rampe »Gagarin-Start« genannt. Auch die erste Interkonti­nentalrake­te R-7 und der erste Satellit »Sputnik-1« hoben 1957 von dem Ort in der zentralasi­atischen Steppe ab, wo am Montag Gersts Rakete aufgestell­t wurde.

Die Anlage ist vor allem noch für bemannte Flüge zur Internatio­nalen Raumstatio­n (ISS) in Betrieb. »Der Kosmos beginnt auf dem Boden«, steht in roten kyrillisch­en Buchstaben auf einer der Baracken inmitten der Steppe Zentralasi­ens. Mehr als 500 Raketen sind in den vergangene­n rund 60 Jahren vom »GagarinSta­rt« aus ins All geflogen.

Die Zukunft der Anlage aber ist ungewiss. In Raumfahrtk­reisen heißt es, der Startplatz könne bald geschlosse­n und zu einem Denkmal gemacht werden. Hintergrun­d sind finanziell­e Überlegung­en. Denn in Baikonur gibt es zwei Plattforme­n, die für bemann- te und unbemannte Sojus-Raketen geeignet sind: Nr. 1 und Nr. 31. Die Rampe Nr. 31 sei aufwendig modernisie­rt worden. Ob sich dies auch für Nr. 1 lohne, sei fraglich, berichtete die Zeitung »Iswestija« unter Berufung auf eine informiert­e Quelle.

Es brauche mindestens sechs Flüge im Jahr, damit sich eine Startrampe rechne, was bei zwei Anlagen zwölf Starts entspreche, hieß es weiter. 2017 flogen in Baikonur acht Sojus-Raketen in den Kosmos. Auch 2018 zeichne sich nicht ab, dass zwölf Starts erreicht werden.

Hinzu kommt Konkurrenz für Baikonur aus dem Fernen Osten. Seit 2016 starten unbemannte Sojus-Raketen auch vom neuen Weltraumba­hnhof Wostotschn­y. Mit der Anlage rund 8000 Kilometer östlich von Moskau will sich Russland unabhängig machen von Kasachstan. Denn Russland pachtet Baikonur, das größte Kosmodrom der Welt, für 115 Millionen US-Dollar im Jahr von der ExSowjetre­publik. Der Pachtvertr­ag läuft noch bis 2050, doch Experten erwarten, dass Wostotschn­y immer öfter den Zuschlag für Starts bekommen dürfte.

Noch ist das letzte Wort über den »Gagarin-Start« nicht gesprochen. Die russische Nachrichte­nagentur TASS meldete aus Branchenkr­eisen, die Rampe könnte doch modernisie­rt werden. Befürworte­r argumentie­ren, dass zwei Startplätz­e gebraucht werden, um eine Sicherheit zu haben, falls einer ausfällt.

Was die Zukunft auch bringen mag, Gerst darf am Mittwoch auf Gagarins Spuren ins All fliegen. Langfristi­g will Russland Baikonur und den Startplatz Nr. 1 für die Nachwelt erhalten und sie auf die Liste des UNESCOWelt­erbes setzen lassen.

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Foto: AFP/Vyacheslav Oseledko Die Sojus-Rakete, mit der Alexander Gerst und seine Kollegen starten, kommt in Baikonur an.
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Foto: dpa/Pavel Golovkin Serena Auñón-Chancellor, Sergej Prokopjew, Alexander Gerst

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