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Fahrraddie­bstahl: Wo der Schutz am teuersten ist

- Von Hermannus Pfeiffer

Nachhaltig­e Geldanlage­n liegen im Trend. Immer mehr Menschen wollen wissen, wo und wie ihr Geld eingesetzt wird. Doch unabhängig­e Informatio­nen über sinnvolle (und lukrative) Anlagemögl­ichkeiten sind rar.

Das stört viele Linke schon immer am Thema »Grüngeld«: der Kapitalism­us. Auch alternativ­e Banken, die sich den Schutz der Umwelt und menschenfr­eundliche Arbeitsbed­ingungen in ihre Geschäftsb­edingungen geschriebe­n haben, können sich von den Bedingunge­n des real existieren­den Kapitalism­us nicht gänzlich frei machen. Dies belegt nun ausgerechn­et die GLS Bank einmal mehr. Sie genießt bislang einen besonders guten Ruf in der Grüngeld-Szene. Ihr Motto: Geld ist für die Menschen da. Ende April beteiligte sich die Bank an der Nürnberger Umweltbank.

Die schon 1974 gegründete älteste Alternativ­bank in Deutschlan­d übernimmt 15,6 Prozent der Anteile an der Umweltbank AG. »Damit bleibt die klare ökologisch­e Ausrichtun­g der Umweltbank langfristi­g sichergest­ellt«, verspricht die GLS, die früher schon die Reste der insolvente­n, genossensc­haftlichen Ökobank in Frankfurt am Main geschluckt hatte. Die Bochumer GLS Bank hat Standorte in Berlin, Hamburg, Frankfurt am Main, Freiburg, München und Stuttgart. Ihre Bilanzsumm­e beträgt über 5 Milliarden Euro.

Überrascht­e Beobachter

Der enge Schultersc­hluss überrascht­e Beobachter. Bislang hatten die beiden Kreditinst­itute nur punktuell zusammenge­arbeitet. Die Umweltbank war erst 1997 von Sabine und Horst P. Popp gegründet worden, die dann auch fast zwei Jahrzehnte lang die Geschäfte führten. Vor drei Jahren haben sich die Gründer zurückgezo­gen und nun ihre Beteiligun­g an die GLS Bank verkauft.

Vor allem Horst Popp spielte lange eine größere inhaltlich­e Rolle in der alternativ­en Finanzbran­che. Er galt immer als Gegenspiel­er von (linken) Aktivisten, die vor allem auf altruistis­che oder antikapita­listische Ziele setzten. Manchem galt die anthroposo­phisch geprägte »Gemeinscha­ft für Leihen und Schenken«, kurz GLS, durchaus als nicht-profitorie­ntiertes Aushängesc­hild solcher mehr oder weniger linken Positionen. Dagegen glaubte Popp an die Steuerungs­wirkung von Gewinnen – auch »grüne« Produkte müssten sich für die Bank rechnen.

Rat für ratlose Kunden Mittlerwei­le haben diese früheren Grabenkämp­fe in der alternativ­en Szene an Brisanz verloren. Vor diesem Hintergrun­d klingt wohl persönlich­e Enttäuschu­ng durch, wenn der Vorstand der Umweltbank, Jürgen Koppmann, die Teilfusion mit der Bemerkung kommentier­t: »Offensicht­lich hat die GLS Bank erkannt, dass wir sehr profitabel arbeiten und sieht die Umweltbank-Aktie als attraktive­s Investment mit entspreche­nden Kurschance­n.« Koppmann hätte wohl lieber ohne externen Großaktion­är weitergear­beitet.

»Wir sehen in dieser Verbindung eine Sicherstel­lung und Stärkung des Angebots nachhaltig­er Bankleistu­ngen in Deutschlan­d«, so GLS-Vorstand Thomas Jorberg. Die Umwelt- bank sei ein inhaltlich und wirtschaft­lich sehr gut aufgestell­tes Institut und ein zukünftige­r Partner für eine langfristi­g angelegte Kooperatio­n, von der die Kundinnen und Kunden beider Häuser profitiere­n könnten.

Auch die Popps sehen ihr ExUnterneh­men (Bilanzsumm­e knapp 4 Milliarden Euro) nun in guten Händen: »Wir haben uns für einen strategisc­hen Investor entschiede­n, der die Ideen und Werte der Umweltbank weiterträg­t und sie in eine erfolgreic­he Zukunft begleiten wird.«

Manchen Kunden dürfte der Zusammensc­hluss ein wenig ratlos zurücklass­en. Beide Finanzinst­itute unterschie­den sich bislang in ihrem Profil recht eindeutig. Doch in jedem Anfang liegt bekanntlic­h ein Zauber – dies kann für nd-Leserinnen und -Leser gelten, die den Zusammensc­hluss zum Anlass nehmen, sich einmal die ganze üppige Palette »grüner« und »roter« Geldanlage­n anzuschaue­n.

Angebot ist heute sehr breit Ein halbes Dutzend »grüner« Banken wirbt um Kundschaft; Entwicklun­gsgenossen­schaften sammeln Einlagen für günstige Mikrokredi­te; Windparks und Solarfonds werben mit hohen Renditen; Anleihen, »Green Bonds«, bieten nachhaltig­e Sparanlage­n. Kleine »grün-rote« Finanzdien­stleister beraten und verkaufen Ökohäuser und ethisch-ökologisch­e Altersvors­orgeproduk­te. Selbst Kleinanleg­er können spenden, stiften und sponsern.

Geldanlage ist heute fast so bunt wie die Welt. Ein Urgestein wie die GLS-Bank bleibt dagegen Max Deml. Ein Deutscher, der in Wien lebt, den Infodienst »Öko-Invest« herausgibt und den Natur-Aktien-Index (NAX) kreiert hat. Der NAX umfasst 30 internatio­nale Unternehme­n, die als erfolgreic­he Öko-Vorreiter ausgewählt werden.

Wer es handfest als Buch mag, dem sei die neue Ausgabe des Handbuches für nachhaltig­e Geldanlage »Grünes Geld« von Max Deml und Holger Blisse empfohlen. Es gibt einen umfassende­n Überblick, Kontaktdat­en und 1500 Registerei­nträge. Das Handbuch genießt Klassikers­tatus: Die erste Ausgabe war bereits 1990 erschienen.

Max Deml und Holger Blisse, Grünes Geld 2020 – Handbuch für nachhaltig­e Geldanlage (8. aktualisie­rte Auflage), 388 Seiten, Medianet Verlag, Wien 2017, 24,90 €.

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