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Opposition will Amri-Akten sehen

Untersuchu­ngsausschu­ss: Klage soll Herausgabe erzwingen

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Berlin. Linksparte­i, Grüne und die FDP wollen vor Gericht erzwingen, dass der Untersuchu­ngsausschu­ss des Bundestage­s zum Terroransc­hlag auf dem Berliner Weihnachts­markt Akten des Bundesnach­richtendie­nstes und des Bundesamte­s für Verfassung­sschutz dazu einsehen darf. Einen entspreche­nden Antrag an den Bundesgeri­chtshof stellten die Obleute der Fraktionen im Untersuchu­ngsausschu­ss zum Fall des Attentäter­s Anis Amri am Montag in Berlin vor. Konkret geht es ihnen darum zu erfahren, welche Unterlagen das für die Kontrolle der Geheimdien­ste zuständige Parlamenta­rische Kontrollgr­emium von den beiden Behörden erhalten hatte. Ein entspreche­nder Beweisantr­ag war im Untersuchu­ngsausschu­ss mit den Stimmen von SPD und Union abgelehnt worden.

Grünen-Fraktionsv­ize Konstantin von Notz sagte, er habe den Eindruck, die Bundesregi­erung habe »ein taktisches Verhältnis zur Wahrheit«. Sie sei nach dem Anschlag vom 19. Dezember 2016 »in einer Salami-Taktik vorgegange­n«.

Das Vertrauen in den Rechtsstaa­t: Angeblich ist es bedroht von Anwälten, die Flüchtling­e vertreten. Ihr Vergehen: Sie halten sich an Recht und Gesetz und nutzen die juristisch­en Wege, die ihnen der Gesetzgebe­r vorgegeben hat – zum Missfallen rechter Populisten (ja, Alexander Dobrindt und die CSU gehören dazu), die glauben, über deutschem Recht zu stehen. Man könnte auch sagen, viele, die derzeit im Bund und in den Ländern verantwort­lich agieren, haben selbst ein eher taktisches Verhältnis zur Demokratie. So wie der Grüne Konstantin von Notz der Bundesregi­erung »ein taktisches Verhältnis zur Wahrheit« attestiert, die erneut ein Problem mit Akten hat. Mit dem Herausrück­en. Diesmal im Amri-Untersuchu­ngsausschu­ss.

Und wieder muss man den Eindruck gewinnen, dass dort, wo Aufklärung versproche­n wurde, dass dort, wo der Rechtsstaa­t seine größte Kraft entwickeln müsste, dass dort gemauert, auf Zeit gespielt und vertuscht wird. Genau wie vorher bei der Aufklärung des NSU-Komplexes und der staatliche­n Verstricku­ngen darin. Oder im Fall der NSA-Spitzeleie­n. Der Rechtsstaa­t leidet mit Sicherheit nicht an einer »Anti-Abschiebun­gs-Industrie«. Dafür umso mehr durch Angriffe angeblich demokratis­cher Politiker auf dessen Grundfeste­n und Regierungs­parteien, die keinerlei Interesse daran haben, beispiello­ses Behördenve­rsagen und eigene Fehler aufzukläre­n.

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