nd.DerTag

Seehofers Retourkuts­che

- Aert van Riel über den Flüchtling­sstreit in der Union

Das Manöver von Horst Seehofer ist durchschau­bar. Die Forderung des CSU-Chefs, dass Geflüchtet­e an den deutschen Grenzen zurückgewi­esen werden sollen, hat viel mit der anstehende­n Landtagswa­hl in Bayern zu tun. Getreu dem Motto von Franz Josef Strauß, dass es rechts von der Union »keine demokratis­ch legitimier­te Partei geben« dürfe, will der Innenminis­ter der AfD das Wasser abgraben. Dass Seehofer zugleich auf Absprachen auf europäisch­er Ebene pfeift, ist nicht verwunderl­ich. Denn die EU war vielen rechtskons­ervativen Unterstütz­ern der CSU schon immer suspekt. Gleiches gilt für Angela Merkel, die zwischenze­itlich auf eine liberale Flüchtling­spolitik gesetzt hatte. In der CSU sowie in Teilen der CDU hat man der Kanzlerin nie verziehen, dass sie 2015 viele Schutzsuch­ende ins Land ließ. Nun folgte die Retourkuts­che der Asylfeinde.

Es ist absehbar, dass Merkel zumindest geschwächt aus der internen Auseinande­rsetzung hervorgehe­n wird. Dabei ist sie nicht weit von der Position ihrer Widersache­r entfernt. Einziger bedeutende­r Unterschie­d ist, dass Merkel eine Lösung mit ihren europäisch­en Partnern finden will. Das würde auch auf eine verschärft­e Abschottun­gspolitik an den Außengrenz­en der Europäisch­en Union hinauslauf­en, die auch im Interesse der CSU wäre. Ganz gleich, wie der Konflikt in der Union letztlich entschiede­n wird – Verlierer werden auf jeden Fall die Menschen sein, die in der EU Schutz vor Krieg, Vertreibun­g und Armut suchen.

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