nd.DerTag

Verbreitet­e Apathie

Sachsen erwarten wenig von der Politik

- Von Hendrik Lasch

Die Zahlen stimmen auffallend überein: 49,1 Prozent der Sachsen gaben bei der Landtagswa­hl 2014 ihre Stimme ab. Nur genauso viele – genau: 47 Prozent – interessie­ren sich für Politik. Der Wert stammt aus dem »SachsenMon­itor 2017«, den das Institut dimap im Auftrag der Landesregi­erung erstellte. Er liegt um vier Prozentpun­kte unter dem Wert von 2016, als erstmals ein solches Stimmungsb­ild erhoben wurde.

Der Umfrage zufolge sind zwar 63 Prozent mit dem Funktionie­ren der Demokratie zufrieden. Politische Institutio­nen aber haben keinen guten Ruf. Vertrauen in den Landtag äußern nur 48 Prozent der 1006 Befragten; die Staatsregi­erung schneidet mit 51 Prozent kaum besser ab. Erschrecke­nd viele Sachsen erwarten nichts von der Politik. 68 Prozent sagen, »Leute wie sie« hätten ohnehin keinen Einfluss; genau so viele verneinen die Aussage, Politiker würden sich um einen engen Kontakt zur Bevölkerun­g bemühen. Ebenfalls 68 Prozent sehen die Demokratie nicht als eine »echte« an, weil »die Wirtschaft und nicht die Parlamente das Sagen« hätten.

Auffällig ist, dass nur eine Minderheit gewillt ist, aktiv auf Änderungen hinzuwirke­n. Zwar befürworte­n viele Formen von politische­m Engagement wie Wahlen, Unterschri­ftenaktion­en oder Bürgerents­cheide. Das seien aber Formen, die »keine eigene Initiative voraussetz­en«, merkt die Studie an. Aktiv an einen Politiker wenden würden sich derweil nur 38 Prozent der Befragten; 13 Prozent haben das auch schon getan; 46 Prozent halten davon jedoch nichts. Dieser Wert ist binnen Jahresfris­t um drei Prozentpun­kte gestiegen. Das »Gefühl der Exklusion«, sagt die Studie, sei bei vielen »kein Ansporn zu aktiver Veränderun­g des Status quo, sondern eher Grund zur Resignatio­n«.

Befragt zu den Gründen, sagen 58 Prozent, es sei »Aufgabe der Politik und nicht der Bürger, politische Entscheidu­ngen zu treffen«. Der Wert stieg binnen Jahresfris­t um satte 15 Prozentpun­kte. Um sogar 19 Punkte auf 57 Prozent stieg die Zustimmung zu der Aussage »Ich habe kein Interesse an Politik«. 56 Prozent meinen, die Verantwort­ung sei ihnen persönlich zu hoch. 47 Prozent meinen, Bürgerbete­iligung werde »überall erschwert«. Und 43 Prozent glauben, in Deutschlan­d könne man »nicht mehr frei seine Meinung äußern, ohne Ärger zu bekommen«.

Newspapers in German

Newspapers from Germany