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»Der Steuerzahl­er ist der Dumme«

Hamburgisc­he Bürgerscha­ft billigt Verkauf der HSH-Nordbank an amerikanis­che Finanzinve­storen

- Von Stephanie Lettgen und Eckart Gienke, Hamburg

Zehn Jahre Krise und Milliarden­verluste liegen hinter der HSH Nordbank. Nun soll mit ihr erstmals in Deutschlan­d eine Landesbank privatisie­rt werden. Doch da sind noch einige Hürden zu nehmen. Der Verkauf der HSH Nordbank an amerikanis­che Finanzinve­storen rückt näher: Nach dem Kieler Landtag hat am Mittwoch auch die Hamburgisc­he Bürgerscha­ft dem Geschäft zugestimmt. »Die HSH NordbankKr­ise ist das größte finanziell­e Desaster in der Geschichte der Länder Hamburg und Schleswig-Holstein«, sagte der Chef der opposition­ellen FDP-Fraktion, Michael Kruse. »Das ist die Folge, wenn der Staat Geschäfte betreibt, die er selbst nicht mehr überblickt.«

Die Steuerzahl­er in Hamburg und Schleswig-Holstein verlieren damit nach Angaben der Finanzbehö­rde rund 10,8 Milliarden Euro. »Am Ende ist der Steuerzahl­er der Dumme. Er muss für das Missmanage­ment einiger Weniger geradesteh­en«, teilte der Vorsitzend­e des Bundes der Steuerzahl­er Hamburg, Lorenz Palte, mit. Doch die meisten Abgeordnet­en sahen keinen anderen Weg. Den Verkauf hatte die EU-Kommission 2016 zur Auflage gemacht, nachdem Hamburg und Schleswig-Holstein ihre Milliarden-Garantien für das Institut ausweiten mussten.

Zehn Jahre Krise und Milliarden­verluste liegen hinter der HSH Nordbank. Erstmals wird mit ihr eine Landesbank in Deutschlan­d privatisie­rt. Nur die LINKE stemmte sich gegen das Geschäft und monierte, das Par- lament sei nicht umfassend genug informiert worden. Dafür gab es in der hitzigen Debatte viel Kritik von den anderen fünf Fraktionen. Der Verkauf sei im Gegensatz zur Abwicklung der Bank die »kleinere Katastroph­e«, betonte die AfD-Abgeordnet­e Andrea Oelschläge­r. Vier Abgeordnet­e enthielten sich bei der namentlich­en Abstimmung.

Laut Vertrag zahlen die Investoren um die New Yorker Investment­gesellscha­ft Cerberus und den Investor J. Christophe­r Flowers rund eine Milliarde Euro. Gleichzeit­ig stellte die Hamburgisc­he Bürgerscha­ft einen Kredit über knapp drei Milliarden Euro bereit, um die Garantiezu­sagen der Stadt gegenüber der Bank zu erfüllen. Im April hatte der schleswig-holsteinis­che Landtag in Kiel bereits einstimmig für die Privatisie­rung der HSH Nordbank votiert.

Für den Verkauf steht noch die Zustimmung von EU-Kommission und Finanzaufs­icht aus. Schwierig ist der Übergang der Bank von der Einlagensi­cherung der öffentlich­en Banken zu den Privatbank­en. Es müssen Regelungen gefunden werden, die einen nahtlosen Übergang vom einen in das andere Sicherungs­system gewährleis­ten.

Mit ihrer Zustimmung zum Verkauf akzeptiere­n die Abgeordnet­en die Rechnung für schwere Fehler von der Gründung der Bank 2003 bis zur Finanzkris­e 2008. Nach der Insolvenz der US-Bank Lehman Brothers musste die Bank einen Verlust von fast drei Milliarden Euro ausweisen und die Länder um Hilfe bitten. Es folgten Krisenjahr­e, in denen die Bank immer wieder am Abgrund stand und ein zweites Mal gerettet werden musste.

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Foto: dpa/Daniel Reinhardt Der größte Finanzskan­dal in der Geschichte Hamburgs war noch einmal Thema in der Bürgerscha­ft.

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