Phänomen Trump
Nach einem knappen Jahr Donald Trump im Weißen Haus weiß niemand so recht, wie es weitergehen wird: Die Zustimmung in der Bevölkerung geht zurück. Der Widerstand gegen seine Politik wächst. Der Kern seiner Wählerschaft steht aber nach wie vor unbeirrt hinter ihm. Wie die Untersuchungen der Russland-Kontakte seines Wahlkampfteams ausgehen werden und welche Konsequenzen das möglicherweise für Trump haben wird, ist unklar. Ein Impeachment-Verfahren, das viele seiner Gegner wünschen, ist erst einmal unwahrscheinlich. Außerdem würde das Nachrücken von Vizepräsident Mike Pence mit seinen erzkonservativen, christlichfundamentalistischen Auffassungen kaum etwas verbessern.
Ein Meilenstein wird die Wahl des Kongresses im November 2018 sein. Werden die Republikaner im Senat und im Abgeordnetenhaus Sitze gewinnen oder verlieren? Kann die in sich zerstrittene Demokratische Partei eine überzeugende Alternative zu Trump anbieten? Wird er gestärkt oder geschwächt aus dieser Wahl hervorgehen? Gibt es die Möglichkeit, dass er bei der Präsidentschaftswahl 2020 noch einmal antritt, wenn ja, wird er gewinnen oder verlieren? Könnte er, wie einst Ronald Reagan, in einer zweiten Amtszeit moderater und vernünftiger werden? Ist er überhaupt lernfähig? Wären auf einzelnen Gebieten Erfolge für ihn möglich? So würde ein möglicher Wirtschaftsaufschwung seine Position stärken. Kann er verloren gegangenes Vertrauen von Verbündeten und Freunden der USA unter Umständen zurückgewinnen?
All das sind Fragen, auf die es vor dem Ende des ersten Jahres der Präsidentschaft Trump keine Antworten gibt. Und, wie es heißt: Prognosen sind immer problematisch, vor allem wenn sie die Zukunft betreffen.
Aus dem Buch von Karl Drechsler »Von Franklin D. Roosevelt zu Donald J. Trump 1932 – 2017« (Berliner Wissenschaftsverlag, 231 S., br., 26,90 €).