100, 92, 36 – Traumzahlen vom Leben!
95 Leserinnen und Leser erzählten von ihren erfüllten und unerfüllten Wünschen
Ludwig Stern aus Potsdam, der mit seiner Geschichte »Wer zum Wandern geboren, taugt nicht zum Gärtnern« den 16. nd-Lesergeschichten-Wettbewerb gewonnen hat, hat mal ganz schnell mit einem Nebensatz eine Marke gesetzt: »Mein Traum ist es, mich bis zum 100. Geburtstag jedes Jahr am Leserwettbewerb zu beteiligen.« Große Worte leicht dahergesagt! Nicht, dass ich dem fitten 80-jährigen die 100 nicht zutraue – aber die Erfüllung seines Traums bedeutet im Umkehrschluss ja auch, dass wir im Jahr 2038 zum 36. Geschichtenwettbewerb aufrufen. Dann wäre das »neue deutschland« 92!
Eigentlich eine sehr schöne Vorstellung! 100, 92, 36 – was für Traumzahlen vom Leben! Und wie passend, entspricht sie doch genau dem Motto des diesjährigen Wettbewerbs: »Lebe Deinen Traum!« Inspiriert wurde es durch einen, der seinen Traum mit einer Intensität lebt wie nur wenige – von Robby Clemens, dem Extremläufer aus Hohenmölsen, der derzeit vom Nordpol zum Südpol zu Fuß unterwegs ist. Von Ecuador, wo er sich noch befand, schickte er per Videobotschaft herzliche Grüße an alle Teilnehmer der Abschlussveranstaltung am 30. Mai. (Seine Abenteuertour können Sie in unserem Blog dasND.de/nordpolsuedpol verfolgen.) Zugegeben, um sich einen solchen Traum zu erfüllen, muss man schon ein bisschen »verrückt« sein. Das sieht auch Werner Schieritz aus Cottbus so, der seine Geschichte so begann: »So gründlich ich meine fast 80-jährigen Lebenserfahrungen ›durchforste‹, mir ist einfach kein Robby Clemens begegnet. Geht es vielleicht auch eine Nummer kleiner?«
Klar geht das – im Falle seiner Enkelin Lisa Dokutschajew kann man das sogar wörtlich nehmen. Sie, erst 13-jährig, ließ sich vom Opa vom nd-Lesergeschichten-Wettbewerb anstecken, reichte erstmals selbst eine Geschichte ein und eroberte damit die Herzen der Gäste des Abschlussabends im Fluge. Platz 3 für das »Küken« im Saal. Nur vier Jahre älter ist Linda Schöttler, die sich mit einem Beitrag in uckermärkischem Platt am Wettbewerb beteiligte und den beiden Vorlesern, Reiseredakteurin Heidi Diehl und Verlagsleiter Olaf Koppe, die Peinlichkeit ersparte, sich vor den Gästen im Saal lächerlich zu machen. Linda las souverän selbst – wenngleich Olaf Koppe alle Anwesenden damit überraschte, die Gymnasiastin aus Templin auf »brauchbarem« Platt anzukündigen.
Was für Robby Clemens nur ein kurzer Zwischenstopp auf seinem langen Weg zum Südpol war, bedeutete für den Zweitplatzierten, Werner Laube aus Berlin, die Er- füllung seines großen Lebenstraums: Einmal Spitzbergen sehen! Im reifen Mannesalter hat er sich seinen Jugendtraum erfüllt. Und wer weiß, vielleicht verhalf ja seine Geschichte dem einen oder anderen im Saal zu einem neuen Lebenstraum. Warum im nächsten Urlaub nicht mal Spitzbergen?
Das ist schon eine verlockende Vorstellung, vor allem, wenn man beim Zuhören das Gefühl hat, in einer Sauna zu sitzen. Umso schöner, dass trotz der brütenden Hitze rund 100 Interessierte gekommen waren, um die zehn schönsten Geschichten des Wettbewerbs zu hören.
Zieht man ein Fazit des 16. nd-Lesergeschichten-Wettbewerbs, so werden wohl die meisten der 95 Autorinnen und Autoren Frank Zornow aus Berlin zustimmen: »Es war eine ganz schön harte Nuss. Aber teilnehmen wollte ich unbedingt!« Eine ziemlich harte Nuss war es auch für die Jury, die sich ziemlich oft fragte: Welche Geschichten sollen wir weglassen? Es waren so viele schöne dabei, dass die Auswahl der vermeintlich zehn schönsten zu einem fast nicht lösbaren Problem wurde. Gewonnen haben letztlich alle: weil sie teilgenommen haben, weil sie zugehört haben, weil sie einen Abend voller Träume erlebt haben.