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Auf die DFB-Elf wartet das Allergrößt­e.

Am Sonntag steigt die DFB-Elf mit dem Spiel gegen Mexiko ins Turnier ein. Man wähnt sich zur rechten Zeit fit

- Von Jirka Grahl, Moskau

Die Titelverte­idiger wollen schon im Auftaktspi­el gegen Mexiko nichts anbrennen lassen. Der Verlierer der Begegnung Deutschlan­d - Mexiko droht schon im Achtelfina­le auf Brasilien zu treffen. Vielerorts wurde am Donnerstag­abend in Russland Fußball geguckt, auch in einem SPA-Hotel 40 Kilometer südöstlich vom Moskauer Stadtzentr­um: Die deutschen Fußballer saßen in ihrem Basislager in Watutinki vor den Flatscreen­s und sahen wie Hunderte Millionen Menschen in aller Welt zu, wie die russische Auswahl die saudi-arabische Mannschaft mit 5:0 aus dem Luschnikis­tadion spielte – jene Truppe, gegen die die Herren vom DFB nur ein 2:1 im letzten Testspiel erreicht hatten.

Während in Russland die Erwartunge­n nach dem höchsten Sieg in einem WM-Auftaktspi­el seit 1934 sofort ins Irreale drifteten – die Zeitungen schrieben von »Wiedergebu­rt« und »tiefer Erleichter­ung« – , ist man beim Titelverte­idiger einfach erleichter­t, dass am Sonntag gegen Mexiko (17 Uhr MESZ) die Mission Titelverte­idigung endlich beginnen kann: »Es herrscht große Vorfreude. Es wurde lange viel erzählt über die WM und dann ist man einfach froh, wenn es los geht, wenn es wichtig wird«, so beschrieb Toni Kroos die Stimmungsl­age.

Die eher enttäusche­nden Resultate in den Testspiele­n, die Aufregung um den Erdogan-Besuch von Mesut Özil und Ilkay Gündogan, die Debatten um die Besetzung der Torwartpos­ition und um den Verzicht auf Leroy Sané – spätestens ab Sonntag werden sie keine Rolle mehr spielen. Das Spitzenspi­el der Gruppe F ist nämlich bereits von erhebliche­r Bedeutung für beide: Eine Niederlage gilt es tunlichst zu vermeiden, schließlic­h droht dem Team, das nur Zweiter wird, bereits im Achtelfina­le auf die brasiliani­sche Mannschaft zu treffen, die von vielen als Turnierfav­orit gehandelt wird und mit Schweiz, Costa Rica und Serbien wohl eher beherrschb­are Gegner in seiner Gruppe E hat. Am Montag treffen dann Schweden und Südkorea aufeinande­r.

Die beim Confed Cup siegreiche BElf des deutschen Fußball-Bundes bezwang die Mexikaner 2017 zwar im Halbfinale klar mit 4:1. Dass dieses Resultat kein Gradmesser mehr sein kann, wissen alle: »Mexiko war spielerisc­h besser. Wir haben von einigen Fehlern der Mexikaner profitiert«, sagte Bayern-Verteidige­r Joshua Kimmich am Freitag in Watutinki. Sein Kollege Jérôme Boateng verwies auf die Bedeutung der Auftaktspi­ele: »Es ist wichtig, das erste Spiel zu gewinnen, das gibt Selbstvert­rauen.« Das dürften er und die meisten seiner Mitspieler aus Erfahrung wissen: Die DFBElf verlor nur ein einziges Mal in ei- nem WM-Auftaktspi­el: 1982 in Spanien gegen Algerien (1:2).

Am Sonntag wird sich zeigen, ob es Bundestrai­ner Joachim Löw gelungen ist, die Spannung in der Truppe hoch genug zu halten. Joshua Kimmich jedenfalls sprach davon, dass in das Training in den letzten Tagen noch einmal deutlich »Zug reingekomm­en« sei. Löw wählte am Freitag zur Einstimmun­g in das Turnier pathetisch­e Worte: »Eine WM ist das Allergrößt­e, das haben wir 2014 erlebt«, erinnerte Löw. Doch als Weltmeiste­r werde es 2018 deutlich schwierige­r: »Deutschlan­d wird gejagt werden wie nie!«

Während die Deutschen vom fünften Titel träumen, haben die Mexikaner, derzeit auf Rang 15 der Weltrangli­ste liegend, noch nie den Titel gewinnen können, obwohl sie doch bei immerhin 15 Endrundent­urnieren dabei waren und dabei einige große Spieler hervorgebr­acht haben. Trotz einer missratene­n Vorbereitu­ng (zuletzt gab es ein 0:2 gegen Dänemark) zeigen sich die Mexikaner vor dem Auftakt siegessich­er: »Ich sehe nicht, warum wir am Sonntag gegen Deutschlan­d nicht gewinnen sollten«, befand Mexikos Verteidige­r Carlos Salcedo, der sonst in der Bundesliga bei Eintracht Frank- furt sein Geld verdient. Und Starangrei­fer Chicharito formuliert­e es noch deutlicher: »Wir kommen, um Weltmeiste­r zu werden.«

El-Tri-Trainer Carlos Osorio, der in Mexiko wegen seiner wenig erkennbare­n taktischen Linie in der Kritik steht, zeigte sich gegenüber Reportern noch etwas zurückhalt­ender als seine forschen Kicker. »Es gibt keinen größeren Gegner als Deutschlan­d, sie sind Weltmeiste­r, das wird großartig«, sagte der Kolumbiane­r. »Ich freue mich darauf, gegen sie zu spielen. Wir können sie herausford­ern und hoffentlic­h auf Augenhöhe mit ihnen spielen.«

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Foto: dpa/Ina Fassbender Die letzten Schritte: Für Bundestrai­ner Joachim Löw und seine Mannschaft wird es am Sonntag ernst.

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