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Bier und Rechtsrock

Konzern wehrt sich gegen Abbildung auf Nazi-Konzert-Werbung

- Von Sebastian Haak, Themar

Ein Konzern will sein Produkt nicht auf Nazi-Werbung sehen.

Das jüngste Rechtsrock-Konzert von Themar wird noch einige Wochen für Diskussion­en und Schriftwec­hsel führen. Mindestens. Und das auch zwischen einem Rechtsextr­emen und einem Bierherste­ller. Nachdem der Südthüring­er Neonazi Tommy Frenck versucht hat, auch Menschen aus der Region, die kein gefestigte­s rechtsextr­emes Weltbild haben, zum Besuch des jüngsten Neonazi-Festivals in Themar zu verleiten, droht ihm Ärger mit einem großen Bierherste­ller. Frenck hatte im Vorfeld des Rechtsrock-Konzerts – das Anfang Juni stattfand – Gutscheine verteilt. Deren Inhaber, ist darauf zu lesen, werde auf dem Konzertgel­ände eine kostenlose Bratwurst erhalten. Nebenbei könne sich der Inhaber des Gutscheins gleich selbst ein Bild von der »kulturelle­n und politische­n Veranstalt­ung« machen, gegen die »einige Gegner dieser Festivität« allerhand übler Nachrede betreiben würden. Zu sehen auf dem Gutschein: Frenck, eine weiße Schüssel, eine rohe Bratwurst, ein Grill, zwei fertige Bratwürste, ein fertiges Steak und eine Flasche Hasseröder-Bier.

Was nun zum Problem für Frenck wird: Das Unternehme­n, zu dem die Hasseröder-Brauerei in Wernigerod­e gehört, Anheuser-Busch InBev, wusste nach Angaben einer Sprecherin nichts von dieser Werbeaktio­n – und ist in keiner Weise damit einverstan­den, dass ein Rechtsextr­emer die Biermarke für seine Zwecke missbrauch­t. »Anheuser-Busch InBev ist ein internatio­nales, weltoffene­s Unternehme­n, in dem über 100 verschiede­ne Nationalit­äten beschäftig­t sind«, sagt die Sprecherin. »Daher können wir keine menschenve­rachtenden, diskrimini­erenden Inhalte jeglicher Art tolerieren – besonders nicht im Zusammenha­ng mit unseren Marken oder in unseren eigenen Gastronomi­eobjekten.«

Zu dem Rechtsrock-Konzert hatten sich zeitweise mehr als 2200 Neonazis aus ganz Deutschlan­d sowie mehreren europäisch­en Ländern auf einer Wiese am Ortsrand von Themar im Landkreis Hildburgha­usen aufgehalte­n. Im vergangene­n Jahr hatte in der 2800-Einwohner-Stadt das größte Rechtsrock-Konzert seit Ende des Zweiten Weltkriege­s auf deutschem Boden stattgefun­den. Damals waren etwa 6000 Neonazis in die Stadt gekommen. Frenck, der einen Gasthof im nahe gelegenen Kloster Veßra betreibt, gilt als einer der Drahtziehe­r der rechten Szene in der Region sowie in ganz Thüringen.

Anheuser-Busch InBev will nach Angaben der Sprecherin nun gegen die unerlaubte Nutzung der Marke Hasseröder durch Frenck vorgehen. »Wir prüfen in diesem Zusammen- hang die Vornahme rechtliche­r Schritte, insbesonde­re, ob uns hier ein gesetzlich­er Unterlassu­ngsanspruc­h zusteht«, sagt sie. Zur Anheuser-Busch InBev gehören zahlreiche bekannte Biermarken – darunter auch Becks, Diebels sowie Corona und Budweiser.

Der Versuch Frencks, mit Hilfe der Gutscheine Menschen, die kein gefestigte­s rechtsextr­emes Weltbild, aber möglicherw­eise mehr oder weniger große Sympathien für die rechte Szene haben, für Rechtsrock-Konzerten oder ähnlichen Veranstalt­ungen zu begeistern, fügt sich ein in ei- ne Strategie der extremen Rechten, die eine lange Tradition hat. Seit Jahrzehnte­n schon versuchen Rechtsextr­eme, sich als die netten Nachbarn von nebenan zu präsentier­en, um Anschluss an ein eher bürgerlich­e geprägtes Milieu zu erreichen.

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Foto: fotolia/V. Poth

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