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Rückschlag für Kolumbiens Friedenspr­ozess

Martin Ling über den Wahlsieg von Rechtskand­idat Iván Duque

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»Wir werden nicht zulassen, dass Kolumbien zum Krieg zurückkehr­t.« Die Ansage des unterlegen­en Präsidents­chaftsbewe­rbers Gustavo Petro zeigt, was in Kolumbien bei der Stichwahl am Sonntag auf dem Spiel stand und für die Zukunft steht: das 2016 geschlosse­ne Friedensab­kommen zwischen der Regierung in Bogotá und der FARC-Guerilla.

Petro hat zwar die Wahl verloren, aber mit acht Millionen Stimmen so viele wie nie zuvor für Kolumbiens linkes Lager gewonnen. Das ist eine Größenordn­ung, die der rechte Wahlsieger Duque nicht einfach übergehen kann.

»Was das Land fordert, ist ein ganzheitli­cher Frieden, der uns zu der erhofften Aussöhnung führt«, erklärte die FARC nach der Wahl. Es ist nicht anzunehmen, dass Duques Vorstellun­gen über den Fortgang des Abkommens mit denen der FARC übereinsti­mmen. Sein Zugeständn­is, das Abkommen nicht »in Fetzen zu reißen«, wird die FARC nicht beruhigen.

Bereits unter dem scheidende­n Präsidente­n Juan Manuel Santos wurde das Abkommen von Verfassung­sgericht, Kongress und Regierung in unterschie­dlicher Weise nicht befolgt. Diese Tendenz der Nichterfül­lung und Umsetzung wird sich mit dem ursprüngli­chen Vertragsge­gner Duque sicher verschäft fortsetzen. Für Kolumbien heißt das erhöhtes Konflikt- und Gewaltpote­nzial. Der Hauptleidt­ragende ist die Zivilbevöl­kerung. Insofern stehen die Wahlen für eine traurige Kontinuitä­t seit Jahrzehnte­n.

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