nd.DerTag

Besser spät als nie

Martin Kröger fordert mehr Recherchen zu rechter Gewalt in den Ländern

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Die Statistik zu Opfern rechter Gewalt nach der Wiedervere­inigung in Deutschlan­d wird korrigiert. Nach Brandenbur­g, Sachsen-Anhalt hat auch das Land Berlin mögliche Fälle rechter Gewalt nachträgli­ch von Wissenscha­ftlern prüfen lassen, die von der Polizei zum Tatzeitpun­kt nicht als rechtsmoti­viert erfasst worden waren. Das Ergebnis: Sechs Fälle mit sieben Todesopfer­n wurden an den Bund aus der Hauptstadt nachgemeld­et, die Bundesstat­istik steigt damit auf 83 Opfer von rechter Gewalt seit 1990. Wie Recherchen des »Tagesspieg­els« und der »Frankfurte­r Rundschau« bereits vor 18 Jahren zeigten, gibt es noch viele Todesfälle mehr, in denen es Indizien für ein rechtes Tatmotiv gab.

Es war deshalb richtig und wichtig, dass das Land Berlin die Empfehlung des ersten Untersuchu­ngsausschu­sses des Bundestags zur Mordserie des rechtsterr­oristische­n »Nationalso­zialistisc­hen Untergrund­es« umsetzte und Experten die infrage stehenden Fälle nachrecher­chieren ließ. Das bringt natürlich nachträgli­ch keine Gerechtigk­eit, aber besser spät als nie werden die Umstände der Verbrechen korrekt eingeordne­t. In Berlin stieg die Zahl somit von zwei auf neun Todesopfer rechter Gewalt seit der Wiedervere­inigung. Die anderen 13 Bundesländ­er, die es noch nicht gemacht haben, sollten ebenfalls Recherchet­eams einsetzen.

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