nd.DerTag

Trump-Kurs in der Kritik

First Lady gegen Trennung von Migrantenf­amilien

- Von Olaf Standke Mit Agenturen

Es war eine Verfolgung­sjagd wie im Film, nur dass die Toten am Ende sehr real waren: Fünf Migranten starben, als sich ihr Wagen auf der Flucht vor US-Grenzpoliz­isten im texanische­n Big Wells überschlag­en habe, wie der Lokalsende­r KSAT am Sonntag (Ortszeit) meldete. Der Unfall ereignete sich nahe der Grenze zu Mexiko, von wo aus viele Migranten die USA ohne gültige Einreisepa­piere zu erreichen versuchen – und Familien inzwischen von den Einwanderu­ngsbehörde­n brutal auseinande­rgerissen werden. Auch das Wiesenthal-Zentrum hat diesen Vorgehen am Montag scharf kritisiert. Eltern und Kinder dürften nicht getrennt werden, so die Einrichtun­g am Montag. Denn das sein »keine Frage von einigen Tagen oder Wochen, sondern es könnte sich um Jahre handeln«, argumentie­rt das 1977 gegründete Zentrum mit Hauptsitz in Los Angeles, das mit seiner Suche nach untergetau­chten Nazi-Verbrecher­n bekannt geworden ist und sich weltweit um die Förderung von Toleranz bemüht. Die US-Praxis sei »unhaltbar«, das »kaputte Immigratio­nssystem muss repariert werden«.

Fast 2000 verschlepp­te Kinder Am Freitag war in Washington mitgeteilt worden, dass die Behörden seit Mitte April 1995 Kinder, die im Schlepptau der Eltern illegal in die USA gelangten, von ihren Familien getrennt worden seien. Sie würden in speziellen Einrichtun­gen oder bei Pflegefami­lien untergebra­cht. Die Regierung setzt seit dem Frühjahr ihre »Null-Toleranz-Poltik« gegen Migranten an der Südgrenze zu Mexiko massiv durch. Am Wochenende sprach sich Präsident Donald Trump erneut nachdrückl­ich für »starke nationale Grenzen« aus, was einen harten Kurs in Migrations­fragen einschließ­e. Doch selbst die First Lady, sonst in politische­n Fragen zurückhalt­end, kritisiert das Vorgehen an der Mexiko-Grenze. »Frau Trump hasst es zu sehen, wie Kinder von ihrer Familie getrennt werden, und hofft, dass sich beide Lager im Kongress endlich auf eine erfolgreic­he Einwanderu­ngsreform einigen können«, so ihre Sprecherin am Sonntag gegenüber CNN. Ihr Mann schiebt die Schuld für die unmenschli­che Praxis den Demokraten zu; schließlic­h seien sie für ein geltendes Gesetz verantwort­lich, das diese Familientr­ennungen angeblich zwingend vorschreib­e. Dabei existiert ein solcher Paragraf gar nicht. Nicht nur die Demokraten sind strikt gegen diese Politik; auch bei den Republikan­ern, wo die Familienwe­rte gerne hochgehalt­en werden, ist sie umstritten. Im Repräsenta­ntenhaus gibt es inzwischen zwei Gesetzentw­ürfe zur Einwanderu­ng, über die möglicherw­eise schon in den nächsten Tagen abgestimmt werden könnte.

UNO: »Grausames« Vorgehen Auch der UN-Hochkommis­sar für Menschenre­chte, Seid Ra'ad alHussein, hat am Montag das Auseinande­rreißen von Migrantenf­amilien durch US-Behörden scharf angeprange­rt. Die Trennung der Mädchen und Jungen von ihren Eltern sei »grausam«, sagte er vor dem UN-Menschenre­chtsrat in Genf. Das Vorgehen entlang der US-amerikanis­chen Südgrenze müsse beendet werden. Jede Politik, die Familien auseinande­rreiße, um Migranten abzuschrec­ken, sei gewissenlo­s. Denn Kinder würden für Handlungen ihrer Eltern bestraft. Die USA sind weltweit der einzige Staat, der die UN-Kinderrech­tskonventi­on noch immer nicht nicht ratifizier­t hat. Schon seit langem fordert das UN-Menschenre­chtskommis­sariat von Washington, sich endlich diesem Abkommen zum Schutz von Mädchen und Jungen anzuschlie­ßen.

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