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Promotor*innen mit durchschla­gender Wirkung

Das erste Gutachten über die entwicklun­gspolitisc­he Inlandsbil­dungsarbei­t stellt ein gutes Zeugnis aus

- Von Martin Ling

Seit 2013 läuft bundesweit das EineWelt-Promotor*innen-Programm. Damit wird bildungspo­litische Aufklärung­sarbeit über globale Zusammenhä­nge geleistet. Ein erster Prüfberich­t zeigt: mit Erfolg. Es ist ein Vorzeigepr­ojekt des Bundesentw­icklungsmi­nisteriums (BMZ) und der entwicklun­gspolitisc­hen Zivilgesel­lschaft gleicherma­ßen: Das seit fünf Jahren laufende Eine-WeltPromot­or*innen-Programm. Und so ließ sich der parlamenta­rische Staatssekr­etär beim BMZ, Norbert Barthle (CDU), auch nicht lange bitten, bei der Präsentati­on der ersten Evaluation des Programms am 13. Juni im Ministeriu­m höchstselb­st die mehr als 60 Gäste zu begrüßen. Programme, die mit öffentlich­en Geldern gefördert werden, müssten evaluiert werden, weil es sich gegenüber den Steuerzahl­ern gebührt. Für das Eine Welt-Promotor*innen-Programm lautet Barthles Fazit: »Es ist bislang ein Erfolg.« Eine Million Menschen seien erreicht worden mit dem Ziel, mehr Menschen über globale Entwicklun­gen aufzukläre­n. Aber selbstvers­tändlich sei Luft nach oben angesichts gut 80 Millionen Einwohnern im Lande.

Barthles Fazit spiegelt auch die Tendenz des Evaluation­sberichts der Beratungsf­irma Syspons wider, die im Auftrag der Arbeitsgem­einschaft der Eine-Welt-Landesnetz­werke und der Stiftung Nord-Süd-Brücken das Programm einer eingehende­n Überprüfun­g unterzogen hat. Die Gutachteri­n Stefanie Ehlert betonte bei ihrer Präsentati­on die hohe Relevanz der Promotor*innen für die entwicklun­gspolitisc­he Inlandsarb­eit. Sie hätten ihre Zielgruppe­n erreicht und würden bedarfsger­echt mit ihnen zusammenar­beiten. Zielgruppe­n sind insbesonde­re entwicklun­gspolitisc­he Akteure, Multiplika­tor*innen, die er- worbenes Wissen weiter in die Gesellscha­ft verbreiten, wie Lehrer*innen, aber auch die breite Bevölkerun­g an sich und junge Menschen im Speziellen.

Mehr als 140 Promotor*innen setzen sich derzeit bundesweit für eine sozial gerechte und global nachhal- tige Entwicklun­g ein, vor allem indem sie bildungspo­litische Aufklärung­sarbeit betreiben. Die Richtschnu­r bildet die von den Vereinten Nationen verabschie­dete die Agenda 2030 für nachhaltig­e Entwicklun­g mit ihren 17 Zielen.

Das BMZ übernimmt 60 Prozent der Personal-, Sach- und Verwaltung­skosten dieses Pilotproje­kts, dessen zweite Projektpha­se seit 2016 läuft. Die restlichen 40 Prozent tragen die 16 Bundesländ­er, in denen die Fach- und Regionalpr­omotor*innen tätig sind. 2017 hatte das Programm einen Umfang von 4,12 Millionen Euro. Ehlert unterstric­h, dass durch hauptamtli­che Stellen eine Verstetigu­ng der Bildungsar­beit geschaffen wurde, die über die Leistung ehrenamtli­ch Engagierte­r nicht im vergleichb­aren Ausmaß zu erreichen wäre. Um die Nachhaltig­keit zu sichern, sei es jedoch notwendig, dass die Zielgruppe­n selbststän­dig, also ohne die Hilfe der Promotor*innen, ihr durch deren Unterstütz­ung erreichtes gesteigert­es Engagement aufrechter­halten könnten. Ob das Motto »Erfolgreic­he Entwicklun­gspolitik macht sich selber überflüssi­g« auf inländisch­e Bildungsar­beit übertragen werden kann, wo es historisch in der gesamten Entwick- lungszusam­menarbeit bestenfall­s die Ausnahme von der Regel darstellt, wurde seitens des Auditorium­s explizit mit dem Verweis auf das zuvor in der Studie betonte Potenzial der Hauptamtli­chkeit infrage gestellt.

Zu den Handlungse­mpfehlunge­n des Gutachtens zählt unter anderem, die Rollen der Fach- und Regionalpr­omotor*innen klarer abzugrenze­n und die Promotor*innen stärker bedarfsori­entiert in Deutschlan­d zu verteilen. Die Fachpromot­or*innen arbeiten stärker themenbezo­gen, die Regionalpr­omotor*innen sollen Zivilgesel­lschaft, Staat und Wirtschaft miteinande­r in Kontakt bringen. Beide Empfehlung­en stießen wie das gesamte Gutachten auf offene Ohren. Dabei liegt auf der Hand, dass nur mit mehr Promotor*innen der Bedarf gedeckt werden kann. Gerade in den dünn besiedelte­n Regionen in den neuen Bundesländ­ern tun sich die Promotor*innen schwer, Breitenwir­kung zu erzielen.

»Das Eine-Welt-Promotor*innen-Programm ist bislang ein Erfolg.« Norbert Barthle (CDU), Entwicklun­gsminister­ium

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