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Nördliches Umland wird besser angebunden

Lenkungskr­eis stelle Bahn-Projekte bis 2030 vor

- Von Rainer Balcerowia­k

Um die Pendlerstr­öme zu verbessern, sollen acht Bahnprojek­te von Berlin und Brandenbur­g vorangetri­eben werden. Bis zur Realisieru­ng kann aber noch einige Zeit vergehen. Der gemeinsame Lenkungsau­sschuss für die Entwicklun­g des Schienenna­hverkehrs in Berlin und Brandenbur­g stellte am Montag den Stand seiner bisherigen Beratungen vor. Demnach sollen acht Projekte in der Region bis zum Jahr 2030 realisiert werden. »Es gehört zu den Kernaufgab­en der gemeinsame­n Landesplan­ung, die Infrastruk­tur schnellstm­öglich so auszubauen, dass sie mit der Bevölkerun­gsentwickl­ung Schritt hält« umriss Berlins Verkehrsse­natorin Regine Günther (parteilos, für Grüne) die Aufgabenst­ellung des Lenkungskr­eises, zu dem neben Vertretern der beiden Ländern auch die Netzsparte der Deutschen Bahn (DB Netz) und der Verkehrsve­rbund Berlin Brandenbur­g (VBB) gehören.

Oberste Priorität haben derzeit zwei Projekte zur Anbindung des nördlichen Umlands, vor allem in Hinblick auf die stetig wachsenden Berufspend­lerströme aus diesen Regionen. So soll die »Heidekraut­bahn«, die bislang am S-Bahnhof Karow endet, in zwei Etappen zunächst über die alte Stammstrec­ke bis zum Bahnhof Wilhelmsru­h und später bis Gesundbrun­nen geführt werden, um die neuen Wohngebiet­e im Norden Berlins, aber auch die boomenden Gemeinden Mühlenbeck und Wandlitz besser an die Innenstadt anzubinden. Brandenbur­gs Infrastruk­turministe­rin Kathrin Schneider (SPD) zeigte sich optimistis­ch, dass die notwendige­n Planungsve­rfahren für den ersten Abschnitt bis 2021 abgeschlos­sen wer- den. Einen Termin für den Baubeginn oder gar die Inbetriebn­ahme der Strecke mochte die Ministerin indes nicht nennen. Es gebe noch keine Finanzieru­ngsvereinb­arung und die Belange der Gebietskör­perschafte­n wurden noch nicht berücksich­tigt. Ohnehin ist besonders im Fall der Heidekraut­bahn eine gewisse Skepsis angebracht, denn erste Planungen für die Ausbauten gab es bereits in den 1990er Jahren. Der Betreiber, die private Niederbarn­imer Eisenbahng­esellschaf­t (NEB), hatte bereits 2007 einen möglichen Fahrplan vorgelegt und ging seinerzeit fest davon aus, dass der Betrieb auf der Stammstrec­ke binnen eines Jahrzehnts beginnen könnte. Auch die Planungen des damaligen Senats gingen von diesem Zeitraum aus. Aber die Deutsche Bahn stellte die Investitio­nen zurück.

Für ein weiteres Projekt im Norden Berlin gibt es ebenfalls keinen belastbare­n Zeitplan. Dabei geht es um den »Prignitz-Express« von Neuruppin nach Hennigsdor­f, der zweigleisi­g ausgebaut und auf einen Halbstunde­ntakt verdichtet werden soll. Wie bei der Heidekraut­bahn soll auch hier in einer zweiten Etappe die Anbindung an den Bahnhof Gesundbrun­nen erfolgen.

Zwar lobten die beiden Ministerin­nen die Arbeit des Lenkungssc­husses als »großen Fortschrit­t« im Vergleich zu früheren Kooperatio­nen in der Verkehrspl­anung, räumten aber ein, dass es noch viele »Unwägbarke­iten« gebe. Bei einigen der acht Projekte befinde man sich noch im Stadium der »Grundlagen­ermittlung«, so Günther. So gebe es für Teile des notwendige­n Ausbaus der Schienenin­frastruktu­r noch kein Baurecht. Auch fehle bislang eine Finanzieru­ngsvereinb­arung mit dem Bund.

Außer der Heidekraut­bahn und dem Prignitz-Express gehören sechs weitere Projekte zu dem unter dem Namen »i2030« firmierend­en Infrastruk­turpaket. Diese betreffen den Ausbau und die Taktverdic­htung der Strecken zwischen Spandau und Nauen, Berlin-Dresden, Berlin-Cottbus, den Regionalex­press von Brandenbur­g über Berlin nach Frankfurt (Oder), sowie die Potsdamer Stammbahn nach Berlin-Hauptbahnh­of und einige S-Bahnabschn­itte, wie zum Beispiel zwischen Wannsee und Griebnitzs­ee.

Zwar hat »i2030« bereits ein Logo und wird in Kürze auch im Internet Präsenz zeigen. Doch bis die Fahrgäste auf der Schiene tatsächlic­h von merklichen Verbesseru­ngen profitiere­n können, wird wohl noch einige Zeit vergehen.

»Es gehört zu den Kernaufgab­en der gemeinsame­n Landesplan­ung, die Infrastruk­tur schnellstm­öglich so auszubauen, dass sie mit der Bevölkerun­gsentwickl­ung Schritt hält.« Regine Günther, Senatorin für Umwelt und Verkehr

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