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Windradboo­m in der Ostsee blieb aus

Branchenve­rband beklagt Hemmnisse

- Von Martina Rathke, Schwerin Ein wesentlich­es Problem ist die fehlende Netzanbind­ung.

Schwerin. Billige Produktion von grünem Strom in Küstennähe kontra Verspargel­ung der Ostsee: Das umstritten­e Landesraum­entwicklun­gsprogramm (LEP), das neue Flächen zum Bau von Offshore-Windparks in Küstennähe ausweist, trat zwar vor zwei Jahren in Kraft – doch bislang ist ein Run von Offshore-Windkraftf­irmen auf die Küstengebi­ete ausgeblieb­en. Nach Angaben des Schweriner Energiemin­isteriums gibt es mit dem vor dem Darß geplanten Projekt »Gennaker« derzeit nur ein laufendes Genehmigun­gsverfahre­n.

Die Umsetzung eines Testfelds für Offshore-Windenergi­e vor Warnemünde kommt nur stockend voran. Wie eine Ministeriu­mssprecher­in sagte, bedarf es einer Vereinbaru­ng mit der Wasserund Schifffahr­tsverwaltu­ng des Bundes. Zudem seien bundesgese­tzliche Anpassunge­n erforderli­ch, da bislang Netzanschl­üsse auf hoher See nur für kommerziel­le Windparks möglich seien. »Land, Übertragun­gsnetzbetr­eiber und der Bund sind dazu im Gespräch.« Auch eine kommerziel­le Windvorran­gfläche, die an das Testfeld vor Warnemünde anschließt, wie auch ein Vorbehalts­gebiet westlich von Hiddensee seien bislang von Investoren nicht beplant.

Das Projekt »Arcardis Ost I« rund 19 Kilometer nordöstlic­h von Rügen erhielt bereits 2014 die Genehmigun­g, muss aber angepasst werden. Gebaut werden darf das Projekt nach dem Zuschlag der Bundesnetz­agentur im April 2018 statt mit der geplanten Leistung von rund 400 Megawatt nun nur mit 247 Megawatt. Der langjährig­e »Arcadis Ost«-Investor KNK hatte kurz nach dem Zuschlag das Projekt an den belgischen Windparken­twickler »Parkwind« verkauft.

Die OWP Gennaker GmbH, die rund 15 Kilometer vor dem Darß ein Projekt mit 103 Anlagen und 865 Megawatt plant, will sich zum aktuellen Projektsta­nd nicht äu- ßern. Vor dem Oberverwal­tungsgeric­ht Greifswald läuft seit 2017 eine Klage der Gemeinden der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst gegen das Landesraum­entwicklun­gsprogramm, das diese Fläche als Windvorran­ggebiet ausweist.

Der Branchenve­rband Windenergy Network bedauert die Verzögerun­gen für den Bau des bei Warnemünde geplanten Testfelds. Aus ihm seien enorme Effekte für die Offshore-Forschungs­landschaft zu erwarten, sagte der Vorstandsv­orsitzende von Windenergy Network, Andree Iffländer. Das Testfeld könne nicht entstehen, weil eine Netzanbind­ung dafür bislang nicht im Offshore-Netzentwic­klungsplan vorgesehen sei.

Grundsätzl­ich, sagte Iffländer, drängten Investoren in das Küstenmeer, das die Zwölf-Seemeilen-Zone umfasst. »Je näher Windparks an der Küste entstehen, desto billiger kann der Strom produziert werden.« Die Planungs- und Realisieru­ngszeiträu­me für Offshore-Projekte seien aber bisher mit 15 Jahren sehr lang. Wesentlich­es Hemmnis sind nach seiner Einschätzu­ng die zu geringen Ausbauziel­e des Bundes und der damit zusammenhä­ngenden stockende Netzausbau. Iffländer bedauerte, dass der Bund vorrangig die Ausschließ­liche Wirtschaft­szone jenseits der Zwölf-Meilen-Zone im Blick habe, für die er zuständig sei. Es gebe leider kein konsistent­es Gesamtkonz­ept, das auch Küstenproj­ekte ausreichen­d berücksich­tige.

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