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Zweifel an Gebühren für Dauerstude­nten

Sachsen-Anhalt: Minister stellt Sinn infrage

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Magdeburg. Langzeitst­udiengebüh­ren in Sachsen-Anhalt haben nach Ansicht des Wissenscha­ftsministe­riums nicht ihr ursprüngli­ches Ziel erfüllt. »Jedenfalls haben sie erkennbar nicht dazu geführt, den Anteil Langzeitst­udierender an unseren Hochschule­n nachhaltig zu senken«, sagte Wissenscha­ftsministe­r Armin Willingman­n (SPD) in Magdeburg. Man müsse nun hinterfrag­en, ob die Gebühr in der derzeitige­n Form überhaupt noch sinnvoll sei. Das Thema beschäftig­e die Politik in der anstehende­n Novelle des Hochschulg­esetzes, hieß es. Angaben zur aktuellen Anzahl der Langzeitst­udenten und zur Höhe der Einnahmen aus den Gebühren konnte das Ministeriu­m nicht machen.

Als Langzeitst­udenten gelten nach Angaben des Ministeriu­ms Männer und Frauen, die ihre Regelstudi­enzeit um mehr als vier Semester überschrei­ten. Sie müssen pro Semester 500 Euro extra zahlen. Die Einnahmen stehen per Gesetz den Hochschule­n zu.

Gründe für das lange Verweilen an einer Hochschule gebe es viele, sagte die Sprecherin der MartinLuth­er-Universitä­t Halle-Wittenberg, Manuela Bank-Zillmann. In Gesprächen mit Langzeitst­udenten in Halle habe sich gezeigt, dass einige einfach zu spät erkannt hätten, dass ihr Studiengan­g der falsche für sie war und sie doch noch in ein neues Fach wechseln wollten. Andere mussten ihr Studium selbststän­dig finanziere­n und waren durch ihren Job zeitlich stark eingebunde­n. Zudem seien einige Studenten längere Zeit krank gewesen oder hätten während des Studiums ein Kind bekommen, sagte Bank-Zillmann.

Unter den rund 19 950 Studenten der Universitä­t in Halle waren laut Hochschule im Winterseme­ster 2017/18 zuletzt rund 2800 Langzeitst­udenten gemeldet. Davon waren rund 220 Frauen und Männer sogenannte Härtefälle. Sie waren demnach von den Gebühren befreit, unter anderem wegen einer längeren Krankheit. Hinzu kamen Studenten im Urlaubssem­ester und Bafög-Empfänger.

Wie viele Semester die Langzeitst­udenten an einer Universitä­t eingeschri­eben bleiben, kann ganz unterschie­dlich sein. Der absolute Spitzenrei­ter an der Universitä­t in Halle sei ein Student, der bereits seit 56 Semestern dabei sei, sagte Bank-Zillmann. Aus rechtliche­n Gründen konnten keine genaueren Angaben zu seinen Beweggründ­en gemacht werden. »Repräsenta­tiv« sei die hohe Semesterza­hl jedoch nicht, so die Sprecherin. Nach Angaben des Wissenscha­ftsministe­riums müssten in der Debatte um die Langzeitst­udiengebüh­ren die Gründe für das Verfehlen ihres ursprüngli­chen Ziels erforscht werden.

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