WM-COUNTDOWN
An diesem Dienstag hat Wladimir Putin keine Zeit für Fußball. Der russische Präsident trifft sich in Minsk mit seinem Kollegen Alexander Lukaschenko aus Belarus. Zweifel an der präsidialen Fußballbegeisterung lässt der Kreml aber erst gar nicht aufkommen: »Die wichtigsten Spielszenen schaut er sich dann in den Nachrichten an.« Live werden das zweite Gruppenspiel des Gastgebers gegen Ägypten schon viel mehr Russen schauen als noch den Auftaktkick gegen Saudi-Arabien. Das 5:0 hat Euphorie entfacht: Laut einer Umfrage des staatlichen Meinungsforschungsinstitutes Wziom wollen jetzt 64 Prozent der Bevölkerung vor dem Fernseher sitzen, vor dem Eröffnungsspiel waren es noch 52 Prozent.
Freiheit für Frauen
Richtig begeistert sind auch iranische Fußballfans. Klar, ihr Team hatte zum Auftakt gegen Marokko gewonnen. Viel wichtiger war vielen aber, überhaupt im Stadion gewesen zu sein. Denn das dürfen Frauen im Iran seit der Islamischen Revolution seit 1979 nicht mehr. Wenn sie es, wie Zahra Khoshnavaz, daheim versuchen, dann nur mit einem angeklebten Bart, bemaltem Gesicht, Wollmütze und eingehüllt in eine große Fahne. Bilder ihrer Besuche ihres Lieblingsklubs Persepolis FC Teheran postet sie dann stolz in verschiedenen sozialen Medien. Bei der WM genießen Zahra Khoshnavaz und alle anderen iranischen Frauen die ungewohnte Freiheit – und kämpfen für Verbesserungen in der Heimat. »Ende des Banns« war beispielsweise auf einem Plakat beim Spiel gegen Marokko zu lesen. Und dahinter posierten iranische Frauen und Männer zusammen.