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Die Beliebte

- Von Jürgen Amendt

Das Endspiel der Fußballwel­tmeistersc­haft in Russland wird am Sonntag in Deutschlan­d vom ZDF übertragen. Moderieren wird das Spiel Béla Réthy. Das war zu erwarten – so wie die Hetze gegen seine Kollegin Claudia Neumann in den sozialen Netzwerken. Doch ist Béla Réthy wirklich die beste Wahl? Glaubt man einem SocialMedi­a-Dienst, dann hätte sich das Zweite Deutsche Fernsehen eher für Claudia Neumann entscheide­n sollen. Der Dienst hat die sozialen Netzwerke durchforst­et und die Kommentare ausgewerte­t. Ergebnis: Auf einer Beliebthei­tsskala von 0 bis 1 (die Skala misst den Anteil der positiven Beiträge im Netz über die Fußballkom­mentatoren) rangiert die 1964 in Düren geborene Sportrepor­terin mit einem Wert von 0,43 weit vor ihren männlichen Kollegen. Zwar waren nur 43 Prozent der analysiert­en Beiträge zu Neumann positiver Natur, aber Réthy rangiert mit 17 Prozent zustimmend­en Beiträgen weit hinter ihr. Selbst ARD-Reporter Tom Bartels, der 2014 das WM-Endspiel moderierte, kam nur auf einen Wert von 0,22.

Für Neumann gilt also das, was für Mesut Özil gilt. Während der besonders gut spielen muss, um von den Sportkomme­ntatoren überhaupt positiv erwähnt zu werden, muss Neumann sich besonders anstrengen, um Spiele bei der WM kommentier­en zu dürfen. Dabei ist sie kein Neuling im Fach. Seit 1999 arbeitet sie als Redakteuri­n und Reporterin in der ZDF-Hauptredak­tion Sport, davor war sie jahrelang für private TVKanäle im gleichen Metier tätig. 2011 erlaubten ihr die Herren in der ZDF-Beletage erstmals, ein Endspiel bei einem Fußballwet­tbewerb zu kommentier­en – das der Frauenfußb­all-WM in Deutschlan­d. 2016 meinte man in Mainz, jetzt sei die damals schon 52-Jährige erfahren genug, um beim »echten« Fußball, den der Männer, mitzuspiel­en – die studierte Germanisti­n und Sportpädag­ogin stieß in den erlauchten Kreis der Kommentato­ren der Männer-EM in Frankreich vor. Schon damals war das für manche Männer Anlass, ihrem Sexismus im Netz freien Lauf zu lassen. Aber offenbar sind diese Männer eine Minderheit.

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Foto: dpa/Rainer Jensen Claudia Neumann – im Netz offenbar beliebter als ihre Kollegen

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