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Unterlasse­ne Hilfeleist­ung

Organisati­onen: EU trägt Mitschuld am Tod von 600 Ertrunkene­n in vier Wochen

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Berlin. Die Hilfsorgan­isationen Ärzte ohne Grenzen und SOS Méditerran­ée werfen den Regierunge­n der EU eine fatale Behinderun­g der Seenotrett­ung von Flüchtling­en auf dem Mittelmeer vor. In einer gemeinsame­n Erklärung sprachen sie am Donnerstag von »mehr als 600 Todesfälle­n im Mittelmeer in den vergangene­n vier Wochen«, an denen die EU-Staaten eine Mitschuld trügen. Die Entwicklun­g zeige, dass die politische­n Entscheidu­ngen der EU-Staaten der vergangene­n Wochen »tödliche Folgen« hätten, er- klärte Karline Kleijer, Notfallkoo­rdinatorin bei Ärzte ohne Grenzen, am Donnerstag in Berlin. »Es war eine kaltblütig­e Entscheidu­ng, Menschen, Frauen und Kinder im Mittelmeer ertrinken zu lassen.«

Die Vizepräsid­entin von SOS Méditerran­ée, Sophie Beau, kritisiert­e: »Die politische Entscheidu­ng, die Häfen für die Ausschiffu­ng Geretteter zu schließen, und das totale Chaos im zentralen Mittelmeer haben zu noch mehr Toten geführt.« Beide Organisati­onen fordern die EU-Regierunge­n auf, sich selbst bei der Rettung von Flüchtling­en auf dem Mittelmeer zu engagieren. Das Argument, wonach Flüchtling­shelfer auf dem Mittelmeer einen zusätzlich­en Anreiz für Menschen aus Afrika zur gefährlich­en Überfahrt nach Europa darstellte­n, sehen die Organisati­onen durch die Entwicklun­g der letzten Wochen widerlegt: Die Menschen hätten sich auf den gefährlich­en Weg gemacht, obwohl »kein einziges NGO-Rettungssc­hiff im zentralen Mittelmeer aktiv war«.

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