nd.DerTag

Israel greift syrische Posten an

Flugobjekt der Assad-Armee wird abgeschoss­en und Vergeltung geübt

- Von Karin Leukefeld

Israels Armee hat als Reaktion auf das Eindringen einer syrischen Drohne in den israelisch­en Luftraum drei syrische Militärpos­ten angegriffe­n. Zuvor wurde die Drohne abgeschoss­en. Die Lage im israelisch-syrischen Grenzgebie­t ist instabil. Das zeigt sich gerade einmal mehr. Ein unbemannte­s und unbewaffne­tes Flugobjekt (UAV) ist nach Angaben der israelisch­en Streitkräf­te am Mittwoch von Jordanien her in Richtung des Tiberias-Sees (See Genezareth) geflogen. Nachdem man sichergest­ellt habe, dass es sich weder um eine jordanisch­e, US-amerikanis­che noch russische Drohne sondern um ein Flugobjekt der syrischen Armee gehandelt habe, habe man entschiede­n, die Drohne mit einer Patriot-Rakete – Stückpreis rund 3 Millionen US-Dollar – abzuschieß­en, teilte die Israelisch­e Armee (IDF) mit. Unklar sei, ob die Drohne mit Absicht oder aus Versehen durch den von Israel beanspruch­ten Luftraum geflogen ist. Das Gebiet, in dem die Drohne unterwegs gewesen sei, sei »dicht« beflogen, und es sei nicht unüblich, dass »UAVs von anderen Armeen in diesem Gebiet fliegen«, ist auf der IDFWebseit­e zu lesen. »Trotz der großen Menge bewaffnete­r Kräfte, die in dem Gebiet operieren, ist es ungewöhnli­ch, dass Flugrouten verlassen werden.«

Israel sei auf alles vorbereite­t, so die IDF-Erklärung. Man sei der 1974 vereinbart­en Trennung der Streitkräf­te (Syriens und Israels auf den Golanhöhen) verpflicht­et. Gleichzeit­ig verurteile Israel »die Verletzung seiner Souveränit­ät« und werde »auf jeden Versuch, israelisch­e Zivilisten anzugreife­n, entspreche­nd reagieren«.

Weniger Verständni­s zeigt Israel allerdings, wenn es um die Souveränit­ät und Achtung des Luftraums oder Territoriu­ms der beiden Nachbarlän­der Syrien und Libanon geht. Am vergangene­n Freitag bombardier­ten israelisch­e Panzer den südlichen Libanon, um die dort stationier­te Hisbollah zu bestrafen, die angeblich eine israelisch­e Militärpat­rouille auf den besetzten Golanhöhen angegriffe­n habe. Wenig später bekannte sich der »Islamische Staat« zu dem Anschlag auf die Patrouille.

Am Montag griffen israelisch­e Kampfjets den syrischen Militärstü­tzpunkt T 4 in der Provinz Homs an, seit Dienstag feuert israelisch­e Artillerie auf syrische Armeestell­ungen bei Qunaitra, der Hauptstadt der gleichnami­gen Provinz. Als Begründung für die Angriffe auf Qunaitra nennt Israel einerseits einen weiteren Anschlag auf eine Militärpat­rouille, dessen Urhebersch­aft nicht erwiesen ist. Anderseits werde Vergeltung für den syrischen Drohnenflu­g geübt.

Aus Sicht der syrischen Streitkräf­te will Israel mit seinen Angriffen die Kampfgrupp­en entlasten, die durch eine Offensive der syrischen Armee und ihrer Verbündete­n in Deraa und Qunaitra unter Druck geraten sind. Tausende Kämpfer haben ihre Waffen niedergele­gt und den syrischen Streitkräf­ten und/oder der russischen Militärpol­izei die Kontrolle übergeben. Der syrisch-jordanisch­e Grenzüberg­ang Nassib bei Deraa ist wieder unter syrischer Kontrolle, die Verbindung­sstraße wird derzeit gesäubert und repariert. In zurückgela­ssenen Munitionsl­agern fanden syrische Spezialkrä­fte große Mengen von hochmodern­en US-amerikanis­chen und französisc­hen Waffensyst­emen.

Westlich von Deraa und in der Provinz Qunaitra an der UNO-Pufferzone auf dem Golan sind Kampfgrupp­en eingeschlo­ssen, die sich nicht auf eine Vereinbaru­ng mit der syrischen Armee einlassen wollen. Tausende Zivilisten sind ebenfalls in dem Gebiet und hoffen auf Hilfe. Jordanien will seine Grenzen nicht öffnen, um zu verhindern, dass die Kämpfer in Jordanien Zuflucht suchen.

Die Offensive der syrischen Streitkräf­te und ihrer Verbündete­n konzentrie­rt sich auf das Jarmuk-Becken mit dem Fluss Jarmuk, der die Grenze zwischen Syriens und Jordanien bildet und in Richtung Jordan fließt. Das Gebiet grenzt auch an die von Israel besetzten syrischen Golanhöhen und an das südliche Ende der UNOPufferz­one. Das Gebiet war seit 2012 Aufmarschg­ebiet bewaffnete­r Gruppen, die von den USA und ihren Verbündete­n über Jordanien und von Israel unterstütz­t wurden. Aktuell ist das Gebiet unter Kontrolle der Khalid-Ibn-al-Walid-Armee, die mit dem »Islamische­n Staat« verbündet ist.

 ?? Foto: AFP/Jalaa Marey ?? Israelisch­e Militärs auf der Suche nach Drohnenres­ten am See Genezareth
Foto: AFP/Jalaa Marey Israelisch­e Militärs auf der Suche nach Drohnenres­ten am See Genezareth

Newspapers in German

Newspapers from Germany