nd.DerTag

Politische Pedanterie

Simon Poelchau über die Blockade der Kredite für Griechenla­nd

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Man kann die deutsche Haltung gegenüber Griechenla­nd nur als politisch gewollte Pedanterie bezeichnen. Dass sich der Bundestag noch mal mit der Auszahlung der letzten Kredittran­che beschäftig­ten soll, ist absolut überflüssi­g. Alle anderen Kreditgebe­r außer Deutschlan­d scheint es nicht zu jucken, dass Athen die Mehrwertst­euer für fünf Inseln in der Ostägäis nicht anheben will. Warum auch? Es ändert nichts daran, dass das Land grundsätzl­ich die Auflagen der Gläubiger erfüllt – egal, wie drakonisch sie sind.

Doch Berlin ist aus Prinzip kleinlich gegenüber Athen. Schon 2010, vom ersten Moment an, an dem Griechenla­nd auf Kredite der internatio­nalen Gläubigeri­nstitution­en angewiesen war, saß der strengste Zuchtmeist­er in Berlin. Wann immer es in den vergangene­n Jahren um die Aushandlun­g der Auflagen für die Kredite ging, setzte der ehemalige Bundesfina­nzminister Schäuble eine Forderung oben drauf. Ungeachtet dessen, dass die drakonisch­en Sparauflag­en die griechisch­e Wirtschaft abwürgten sowie die Bevölkerun­g in Arbeitslos­igkeit und Armut stürzten – Hauptsache, Berlin bekam seinen Willen.

Mit der jetzigen Aktion will die Bundesregi­erung Griechenla­nd nur noch einmal ihre Macht spüren lassen, bevor das dritte Kreditprog­ramm am 20. August endet und Athen finanziell wieder auf eigenen Beinen steht. Doch für das Land wird der Albtraum auch danach nicht ganz vorbei sein, weil die EU-Kommission es weiterhin verstärkt überwachen wird.

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