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»Demografie­fonds« soll Renten sichern

Neues Gesetz mit Verbesseru­ngen für Mütter und Geringverd­iener

- Von Grit Gernhardt

Berlin. Bundessozi­alminister Hubertus Heil (SPD) hat sein Rentenpake­t auf den Weg gebracht, es muss jedoch noch in Koalition und Parlament abgestimmt werden. Verbesseru­ngen soll es für Mütter, Geringverd­iener und Erwerbsmin­derungsren­tner geben. Vorgesehen ist, dass das Rentennive­au bis 2025 stabil bei 48 Prozent bleibt und die Beiträge nicht über 20 Prozent steigen. Zur Absicherun­g soll ein »Demografie­fonds« in Höhe von acht Milliarden Euro aufgelegt werden.

Die Deutsche Rentenvers­icherung Bund forderte, alle Verbesseru­ngen durch Steuermitt­el zu finanziere­n. Die erweiterte Anrechnung von Kindererzi­ehungszeit­en dürfe nicht allein den Beitragsza­hlern aufgebürde­t werden.

Mehr Rente für äätere Mütter, weniger Beiträge für Geringverd­iener und vor aääem ein stabiäes Rentennive­au in Verbindung mit kaum steigenden Beiträgen. Auf diesen Vorschääge­n basiert ein neues Gesetz.

Angst vor Armut im Alter? Die will Bundessozi­alminister Hubertus Heil (SPD) den Bundesbürg­ern nehmen – mit dem Entwurf seines Renten-Reformpake­tes, der am Freitag in die Ressortabs­timmung der Bundesregi­erung ging. Der »Rentenpakt für Deutschlan­d« solle neues Vertrauen schaffen, sagte Heil. Generation­en dürften nicht gegeneinan­der ausgespiel­t werden. Das Paket sieht eine »doppelte Haltelinie« vor: So sollen das Rentennive­au bis 2025 auf der derzeitige­n Höhe von 48 Prozent bleiben und gleichzeit­ig die Versicheru­ngsbeiträg­e nicht über 20 Prozent steigen. Mütter, die vor 1992 mindestens drei Kinder geboren haben, werden zudem als Rentnerinn­en bessergest­ellt – sie erhalten einen Rentenpunk­t zusätzlich. Der auf Drängen der CSU in das Paket übernommen­e Punkt würde auf rund drei Millionen Frauen zutreffen. Heil könnte sich auch vorstellen, Mütter und Väter mit weniger Kindern zu berücksich­tigen, dann aber nur einen halben Rentenpunk­t zusätzlich zu vergeben. Das müsse aber im parlamenta­rischen Verfahren besprochen werden.

Auch rund 170 000 Erwerbsmin­derungsren­tner sollen vom Reformpake­t profitiere­n. Damit Geringverd­iener entlastet werden, soll die Einkommens­grenze, ab der volle Versicheru­ngsbeiträg­e gezahlt werden müssen, zudem von 850 auf 1300 Euro angehoben werden. Heil kündigte zudem an, dass es noch weitere Neuerungen geben werde, etwa eine Grundrente für langjährig Versichert­e und Vorschläge für die Zeit nach 2025. Die genaue Ausgestalt­ung muss allerdings noch in der schwarz-roten Koalition diskutiert werden. Dennoch hofft Heil auf eine Zustimmung des Kabinetts direkt nach der parlamenta­rischen Sommerpaus­e, denn Anfang 2019 sollen die Neuerungen bereits in Kraft treten.

Finanziert werden soll das Paket teils aus Beiträgen und teils aus dem Steuertopf. Heils Ministeriu­m schlägt zunächst einen höheren Bundeszusc­huss zur Rentenvers­icherung vor, zusätzlich soll ein aus Steuergeld­ern gespeister »Demografie­fonds« mit einem Volumen von acht Milliarden Euro eingericht­et werden, der angezapft werden kann, falls die Finanzieru­ng der Haltelinie­n gefährdet ist.

Von verschiede­nen Seiten kam am Freitag Kritik an den Rentenplän­en. Der Präsident des Bundesrech­nungshofes, Kay Scheller, warnte vor einer höheren Belastung des Bundeshaus­haltes. Dem »Focus« sagte er, schon 2020 werde der Bund über 100 Milliarden Euro im Jahr an die Rentenkass­e überweisen müssen. Leistungs- verbesseru­ngen wie bei der Mütterrent­e engten den finanziell­en Spielraum des Staates ein und könnten die schwarze Null gefährden.

Um Letztere sorgt sich die LINKE nicht, dafür aber um die, die das Paket betrifft: die Rentner. Die von Heil zu niedrig angesetzte Beitragssa­tzbremse sei höchstens für Unternehme­n ein Grund zum Jubeln, sagte Matthias W. Birkwald, rentenpoli­tischer Sprecher der Linksfrakt­ion im Bundestag. Die Verbesseru­ngen für Erwerbsmin­derungsren­tner gingen zudem an den 1,8 Millionen Betroffene­n vorbei. Er forderte ein Rentennive­au von 53 Prozent und eine Abschaffun­g der Abschläge bei Erwerbsmin­derungsren­ten.

Als »handfesten Erfolg« bezeichnet­e der DGB das Paket, da es das Rentennive­au vorerst bei wenigstens 48 Prozent sichere. »Jetzt ist es an der kürzlich eingesetzt­en Rentenkomm­ission, darüber zu beraten, wie auch 2040 die Rente leistungsf­ähig gut und stabil funktionie­rt«, sagte DGB-Vorstand Annelie Buntenbach. Dass die Besserstel­lung von Müttern allerdings an der Zahl der Kinder festgemach­t werden soll, stößt nicht auf Gegenliebe – eine solche Regelung hält der Gewerkscha­ftsbund sogar für verfassung­srechtlich bedenklich.

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Foto: Unsplash/Matthew Bennett Auch mit dem Reformpake­t gibt es nicht eben gute Aussichten für künftige Rentner.

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