nd.DerTag

Wachsende Nervosität

- Aert van Riel über schlechte Umfragewer­te für die Große Koalition

Der Niedergang der Regierungs­parteien setzt sich auch in dieser Legislatur fort. Union und SPD verlieren an Zustimmung und haben nach manchen Erhebungen ihre gemeinsame Mehrheit verloren. Das ist ein Beleg dafür, dass Parteien keinen Erfolg haben, wenn sie sich in der Asylpoliti­k zu Erfüllungs­gehilfen der AfD machen. Das hilft nur der rechten Partei selbst. Sie kann sich bestätigt fühlen, wenn die Koalition über Abweisunge­n an der Grenze oder Lager in Nordafrika schwadroni­ert. Zudem hat sich insbesonde­re die Ernennung von Horst Seehofer zum Innenminis­ter als Fehlgriff erwiesen. Die Posse um seinen möglichen Rücktritt ist bei den Wählern jedenfalls nicht gut angekommen. Laut dem »Politbarom­eter« des ZDF ist die Mehrheit nicht begeistert, dass der CSU-Mann im Amt bleibt. Der Bayer wollte sich in seinem Konflikt mit Kanzlerin Angela Merkel als starker Mann präsentier­en, aber er hat sich letztlich verzockt.

Dass die Bundesregi­erung bald ruhiger zusammenar­beiten wird, ist nicht zu erwarten. Denn mit abnehmende­n Beliebthei­tswerten wächst auch die Nervosität bei allen Beteiligte­n. Dass sich wegen der Krise von Schwarz-Rot auch Chancen für die gesellscha­ftliche und politische Linke ergeben, ist derzeit nicht absehbar. Man muss sich vielmehr Sorgen darüber machen, was möglicherw­eise nach dieser Koalition kommt.

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