Man sollte es lassen
Die »Zeit« fragt: »Oder sollte man es lassen?« Damit meint das Kampfblatt der linksliberalen Selbstvergewisserung nicht etwa Instagram-Fotos vom Mittagessen oder den Sommertrend der XXL-Luftmatrazen. Die »Zeit« fragt, ob die Seenotrettung von Geflüchteten legitim ist – und hat dafür eine Pro- und Contra-Debatte abgedruckt. Die Journalistin Mariam Lau schreibt, dass die Seenotretter »null und nichts« zur Lösung von Problemen beizutragen hätten und an der »Vergiftung des politischen Klimas in Europa« mitwirkten. Sogar das Argument, dass Retter die oft tödliche Flucht beförderten, wird in dem Text wiedergekaut. Das ist nicht nur falsch, sondern auch politisch höchst problematisch. Ein Ausrutscher also? Nein, überraschend sind solche Töne nicht. Denn: Ein Rechtsruck hat eben auch in sich, dass weite Teile der Gesellschaft nach rechts rücken – auch die vermeintliche links-liberale Mitte. Nun mag man einwenden, dass eine Debatte zwei Seiten darstellen soll – und dabei auch mal zuspitzen darf. Das ist richtig, dennoch: Über Grundwerte wie die Rettung von Menschenleben diskutiert man nicht. Die »Debatte« zeugt vor allem von einem gesellschaftlichen Klima, in dem Rechte immer mehr die Marschrichtung vorgeben. Das ist kein journalistischer Pluralismus, sondern Anbiederung an rechte Diskurse. Man sollte es lassen.