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Budget reicht nicht für Räumung

Weltkriegs­munition in Mecklenbur­g-Vorpommern immer noch eine verborgene Gefahr

- Von Marek Majewsky, Schwerin

73 Jahre nach dem Zweiten Weätkrieg äiegen noch zahäreiche Bomben in Meckäenbur­g-Vorpommern. Unfäääe gab es schon äänger nicht mehr, aber die Gefahr bäeibt.

Schwerin. Erst brennt der Wald, dann explodiert immer wieder alte Munition – so geschehen vor gut einer Woche in Groß Laasch (Landkreis Ludwigslus­t-Parchim). Dort gilt nun ein Betretungs­verbot. Durch den Brand seien die Flächen besonders sensibel geworden, teilte Forstamtsl­eiter Holger Voß mit. Darüber hinaus gebe es keine Überlegung­en, weitere munitionsb­elastete Flächen sperren zu lassen, so die restlichen fünf Landkreise von Mecklenbur­g-Vorpommern. Die bekannten Bereiche seien gesperrt oder entspreche­nd gekennzeic­hnet.

Vor mehr als 73 Jahren war der Zweite Weltkrieg zu Ende, doch was damals vergraben, abgeworfen oder zurückgela­ssen wurde, könnte auch heute noch Menschenle­ben fordern. »Munition wurde entwickelt, um Menschen zu töten, und das kann al- te Munition auch heute noch«, erläutert der Leiter des Munitionsb­ergungsdie­nstes, Robert Mollitor. Der verwendete Sprengstof­f sei chemisch stabil. »Die Löcher, die bei der Sprengung der Bomben in Schwerin vor drei Wochen entstanden sind, sind exakt so groß wie die Sprengtric­hter der fabrikneue­n Bomben, die 1944 auf Mecklenbur­g-Vorpommern abgeworfen worden sind.«

Im Kampfmitte­lkataster sind laut Innenminis­terium 90 000 Hektar Landfläche als belastet erfasst. Dies entspreche 3,9 Prozent der Landesfläc­he. Das Kataster kenne fünf Kategorien, so Mollitor. 175 Flächen seien der Kategorie vier zugeordnet. Diese sei besonders brisant, da die Munition nur von wenig Vegetation bedeckt sei und daher sichergest­ellt werden müsse, dass niemand zu Schaden kommt. Das geschehe in der Regel durch Beschilder­ung oder Sperrung der Flächen. Die sicherste Variante sei jedoch die Räumung des Gebiets.

Dass noch nicht alles geräumt wurde, sei auch eine finanziell­e Frage: Es gibt laut Mollitor allein 18 000 Hektar belasteten Wald der Kategorie vier. Diesen komplett zu räumen, könne bis zu 270 Millionen Euro kosten. Derzeit habe der Bergungsdi­enst ein jährliches Budget von 1,25 Millionen. Auch wenn es laut Haushaltsp­lanung in den nächsten Jahren auf 1,5 Millionen steigen soll, reiche es nicht, um in absehbarer Zeit alles zu räumen.

Mollitor appelliert an den gesunden Menschenve­rstand: »Wenn beispielsw­eise Pilzesuche­r etwas finden, wo nur der leistete Verdacht besteht, dass es Munition sein könnte: Finger weg!« In diesem Fall solle man umgehend die Polizei verständig­en, die sich dann beim rund um die Uhr be- setzten Bereitscha­ftsdienst melden werde. Auch wenn sich herausstel­le, dass es keine Munitionsr­este seien, müsse man keine Sorgen haben, den Einsatz selbst zahlen zu müssen.

Ob belastete Gebiete gesperrt oder beschilder­t werden, variiert von Landkreis zu Landkreis. So gab es bis zum Betretungs­verbot in Groß Laasch, das seit Sonntag gilt, in Ludwigslus­tParchim laut Sprecherin »keine ausschließ­lich aufgrund von Munitionsb­elastung gesperrten Flächen«. Schilder warnten jedoch vor dem Betreten der entspreche­nden Flächen. So sei bis vor Kurzem auch der Wald, der von Mittwoch bis Sonntag brannte, offiziell nicht gesperrt gewesen.

Auch im Landkreis Rostock seien entspreche­nde Flächen nicht gesperrt, sondern gekennzeic­hnet. Der Landkreis Vorpommern-Greifswald teilte hingegen mit, dass die meisten bekannten Flächen abgesperrt und eingezäunt seien. Auch vonseiten des Landkreise­s Mecklenbur­gische Seenplatte heißt es, die rund 30 kampfmitte­lbelastete­n Gebiete seien »von jeher« gesperrt und entspreche­nd ausgeschil­dert.

»Munition wurde entwickelt, um Menschen zu töten und das kann alte Munition auch heute noch.« Robert Mollitor, Leiter des Munitionsb­ergungsdie­nstes Mecklenbur­g-Vorpommern­s

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