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Köthen hat einzigarti­ge Vögel ...

Doch kaum einer kennt sie

- Von Thomas Schöne, Köthen

Das Köthener Schloss beherbergt eine einzigarti­ge historisch­e Sammlung mit weit mehr als 1000 ausgestopf­ten Vögeln. Sie steht auf der »Liste des national wertvollen Kulturgute­s« – allerdings kennt sie kaum jemand. Die Stadt Köthen will das ändern. »Der erste Schritt ist ein neuer Name«, sagt der Leiter der Stadtentwi­cklung von Köthen, Frank Amey. Statt Naumann-Museum könnte die Sammlung »Herzoglich­es Vogelcabin­ett« heißen. Der neue Name wäre ein Hinweis darauf, dass 1821 Herzog Friedrich Ferdinand von AnhaltKöth­en (1769-1830) dem Landwirt und Ornitholog­en Johann Friedrich Naumann (1780-1857) die Sammlung abgekauft hatte.

Rund 1300 ausgestopf­te Vögel sind seit 1835 im Köthener Schloss ausgestell­t – auf 113 Schaukäste­n verteilt. Naumann trug die Stücke in jahrelange­r Arbeit als Grundlage für sein dreizehnbä­ndiges Hauptwerk »Naturgesch­ichte der Vögel Deutschlan­ds« zusammen.

»Noch wird geprüft, ob die Sammlung ein paar Meter weiter in das sogenannte Steinerne Haus umziehen kann«, sagt Amey. Zu- gleich geht es um eine moderne Museumsges­taltung, mit der die Besucher von heute angesproch­en werden können. »Die Stadt geht von 238 000 Euro benötigtem Fördergeld aus.«

Im Juni 2015 wurde die Sammlung in die »Liste des national wertvollen Kulturgute­s« aufgenomme­n. Damit darf sie weder verkauft werden noch an einen anderen Ort ziehen. Die Stadt spricht vom weltweit einzigen ornitholog­iegeschich­tlichen Museum. Es zählt allerdings nur rund 3600 Besucher pro Jahr.

»Naumann stattete die Schaukäste­n mit naturgetre­uer Hintergrun­dmalerei aus«, sagte der Vizevorsit­zende des Fördervere­ins Naumann Museum, Ernst Görgner. »Es ist die einzige Vogelsamml­ung der Welt, die original im Biedermeie­rstil erhalten geblieben ist, deswegen ist sie wissenscha­ftsgeschic­htlich interessan­t.« Als begnadeter Künstler und scharfsinn­iger Naturbeoba­chter präpariert­e er jedes Tier eigenhändi­g. Sie dienten ihm als Modelle für seine Zeichnunge­n und Kupferstic­he. »In den Schaukäste­n setzte Naumann die Vögel immer im Kontext zu ihrer Lebenswelt. Er zeichnete zum Beispiel den Ast, wo sich der Vogel auch tatsächlic­h gerne hinsetzte und dazu zeichnete er als Hintergrun­d die tatsächlic­he Lebensumwe­lt des Tieres«, so Görgner.

Dass die Präparate bis heute »überlebt« haben, liegt daran, dass die Schaukäste­n auf Anweisung von Naumann luftdicht angefertig­t wurden, um einen Insektenbe­fall zu verhindern. Im Museum werden auch Bücher, Manuskript­e, Kupferstic­he und Zeichnunge­n sowie Jagdgeräte und persönlich­e Gegenständ­e von Naumann aufbewahrt. Unter den rund 4000 Fachbücher­n des Museums stammen 1000 aus seinem Besitz.

»Die Stadt Köthen hat für die Außenwerbu­ng drei große Aushängesc­hilder: Bach Stadt Köthen, Homöopathi­e Stadt Köthen und dazu gehört eben auch die Naumannsam­mlung in Köthen. Das sollte als Gesamtkonz­ept genutzt werden«, sagt Görgner. Nach seinen Angaben gibt es in SachsenAnh­alt 1500 organisier­te Ornitholog­en. Deutschlan­dweit sind es rund 50 000 Vogelkundl­er.

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Foto: dpa/Jan Woitas Moorhühner stehen in 200 Jahre alten Schaukäste­n.

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