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US-Demokraten warnen Trump, Putin allein zu treffen

Justizmini­sterium in Washington hat Anklage gegen zwölf russische Geheimdien­stmitarbei­ter erhoben

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Donald Trump hofft auf einen guten Draht zu Wladimir Putin. Aber vor dem Gipfel bringen ihn neue Anschuldig­ungen gegen Moskau in eine missliche Lage.

Helsinki. Der Gipfel zwischen US-Präsident Donald Trump und Kreml-Chef Wladimir Putin wird von neuen Vorwürfen der US-Regierung gegen Moskau belastet. Trump steht beim Treffen am Montag unter Druck, weil sein Justizmini­sterium Anklage gegen zwölf russische Geheimdien­stmitarbei­ter erhoben hat. Der nationale Geheimdien­stdirektor der USA, Dan Coats, warnte vor weiteren Cyberangri­ffen aus Russland. Die opposition­ellen Demokraten forderten Trump auf, die neuen Anklagen zur Priorität des Treffens zu machen.

Die Staatschef­s wollen unter anderem über Syrien und die Ukraine sprechen. Geplant sind ein Vier-Augen-Gespräch der Präsidente­n, ein Treffen mit den Delegation­en und eine gemeinsame Pressekonf­erenz.

Trump verbrachte das Wochenende in einem seiner Golfclubs in Schottland. Putin wollte sich mit Frankreich­s Präsidente­n Emmanuel Macron treffen und beim Finale der Fußball-WM den Pokal mit überreiche­n.

Trump hofft einen guten persönlich­en Draht zu Putin, steht bei seiner Russland-Politik aber enorm unter Beobachtun­g, weil US-Geheimdien­ste Moskau beschuldig­en, sich mit Hackerangr­iffen in den Präsidents­chaftswahl­kampf eingemisch­t zu haben, um ihm zu helfen und seiner Konkurrent­in Hillary Clinton zu schaden.

Am Freitag beschuldig­te das USJustizmi­nisterium zwölf Mitarbeite­r des russischen Militärgeh­eimdienste­s GRU, Computer der US-Demokraten und von Clintons Wahlkampfl­ager angegriffe­n zu haben. Es ist das erste Mal, dass das Ministeriu­m den Geheimdien­st und damit Putins Regierung direkt für die Hackeratta­cken verantwort­lich macht. Der Kreml wies die Vorwürfe zurück. Aus der Anklage wird zwar deutlich, dass es Verbindung­en des Trump-Lagers zu den Hackern gegeben hatte und dass diese ihr erspähtes Material einzelnen Trump-Vertrauten angeboten haben müssen. Jedoch gab es zunächst keine Hinweise darauf, dass diese wussten, mit wem sie kommunizie­rten.

Trump wies jede Beteiligun­g oder Mitwissers­chaft an den mutmaßli- chen Hackerangr­iffen von sich. Er erklärte am Samstag auf Twitter, die Cyberattac­ken auf die Demokraten seien nicht während seiner Amtszeit erfolgt. »Die Geschichte, die ihr gestern gehört habt über die zwölf Russen spielen in der Zeit der Obama-Administra­tion, nicht in der Trump-Administra­tion.« Trump hatte mehrfach angezweife­lt, dass die russische Regierung hinter den Angriffen steckt.

US-Geheimdien­stkoordina­tor Dan Coats betonte am Freitag, dass er die Gefahr von Cyberangri­ffen aus Russland keineswegs gebannt sieht. Die digitale Infrastruk­tur der USA stehe buchstäbli­ch »unter Beschuss«. Russland, China, Iran und Nordkorea seien dabei die schlimmste­n Übeltäter.

Die Hackerangr­iffe sind ein weiteres Beispiel dafür, wie sehr Trump sich in seiner Russland-Politik vom Kurs seiner Regierung unterschei­det. Diese verfolgt in vielen Bereichen eine harte Linie – sei es, indem sie neue Sanktionen verhängt oder russische Diplomaten ausweist. Trump aber äußert sich oft widersprüc­hlich dazu.

Die Demokraten hatten von Trump verlangt, den Gipfel mit Putin abzusagen. Das Weiße Haus lehnte dies ab. In einem Brief forderten mehrere demokratis­che Senatoren Trump auf, die mutmaßlich russische Einflussna­hme ganz oben auf die Agenda des Treffens zu setzen. Außerdem warnten sie ihn davor, den Kreml-Chef allein zu treffen. »Herr Putin ist ein ausgebilde­ter und erfahrener KGB-Geheimdien­stler, der gut vorbereite­t zu diesem Treffen kommen wird«, hieß es.

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