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»Uns geht es um ein nachhaltig­es Projekt«

IG-Metall-Bezirkslei­ter Knut Giesler über eine anstrengen­de Woche beim Stahlherst­eller ThyssenKru­pp

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Mit dem Stahlgipfe­l der NRW-Regierung am Montag und einem Krisengesp­räch in Sachen ThyssenKru­pp am Donnerstag liegt eine anstrengen­de Woche hinter ihnen. Wie bewerten Sie diese?

Am vergangene­n Sonntag hätte ich noch nicht gedacht, dass ich die Woche am Freitag so positiv betrachten werde. Der Stahlgipfe­l war ein guter Aufschlag. Wir haben die wichtigen Themen besprochen, die wir im Stahl haben. Einschließ­lich der Frage, wie Transforma­tionsproze­sse und Weiterbild­ung im Stahl gestaltet werden können. Da sind wir zu einer sehr konkreten Verabredun­g gekommen. Eine Qualifizie­rungsanaly­se wird durchgefüh­rt und geschaut, wie man die Menschen mitnehmen kann. Am Anfang der Woche, kurz nach dem bedauerlic­hen Abgang von Vorstandsc­hef Heinrich Hiesinger bei ThyssenKru­pp war überhaupt nicht klar, wie sich die Woche entwickelt. Ich habe schon am Wochenende gefordert, dass sich Landesregi­erung und Krupp-Stiftung eindeutig für den Zusammenha­lt des Konzerns positionie­ren. Das ist am Donnerstag im Gespräch bei Ministerpr­äsident Armin Laschet auch geschehen. Unter den gegebenen Voraussetz­ungen bin ich jetzt am Wochenende also zufrieden.

Lange Zeit war Hiesinger scharf in der Kritik, jetzt bedauern sie seinen Abgang. Was hat sich geändert? Man steht immer in einem Diskurs und dort auf unterschie­dlichen Seiten. Aber insgesamt war Hiesinger ein verlässlic­her Partner, dem am Ende auch immer bewusst war, dass es um eine Lösung für die Menschen gehen muss. Man kann ihm hoch anrechnen, dass es bei jeder Auseinande­rsetzung zu einer Lösung gekommen ist. Ein neuer Vorstandsc­hef wird erst mal lernen müssen, welch gewichtige­s Wort die Gewerkscha­ft in so einem Konzern hat und dass es immer darum geht, einen sozialen Ausgleich zu schaffen.

Wie zufrieden sind sie mit Guido Kerkhoff als Interimslö­sung an der Spitze von ThyssenKru­pp?

Es bedarf jetzt Stabilität. Kerkhoff war in alle Szenarien eingebunde­n und stand an der Seite von Hiesinger, als es darum ging, den Konzern zusammenzu­halten. Deswegen ist es zum jetzigen Zeitpunkt eine gute Nachricht, dass er den Posten übernommen hat.

Die IG Metall und die Krupp-Stiftung haben sich angenähert. Wie stehen sie zum Brief von ThyssenKru­pp-Mitarbeite­rn, die geäußert haben, dass es keine gemeinsame Lösung mit Ursula Gather als Stiftungsc­hefin geben kann?

Ich habe klar und deutlich gesagt, dass die Stiftung mit uns in den Dialog treten muss. Das hat sie getan. Es gibt Äußerungen von der Stiftung, dass sie auch gegen eine Zerschlagu­ng von ThyssenKru­pp ist und das ist für uns entscheide­nd. Nachdem dort Gespräche geführt wurden, muss die Stiftung sehen, wie sie diesen Weg verfolgt. Wenn sie das mit Gather an der Spitze macht, dann ist das so.

Wie beurteilen sie die Einmischun­g von Finanzinve­storen wie Cevian, in der vergangene­n Zeit?

Wir vertreten eine ganz andere Politik. Wer nur auf kurzfristi­ge Rendite aus ist, wird mit uns immer ein Problem haben. Da ist mir auch egal, ob derjenige Cevian, Elliot oder sonst wie heißt. Uns geht es um ein nachhaltig­es industriel­les Konzept, das Beschäftig­ung sichert. Da sind wir bereit, mit allen zu sprechen. Wer andere Interessen hat, wird auf unseren Widerstand stoßen.

Beim Stahlgipfe­l mit Politik und Arbeitgebe­rn ging es auch um die Montanmitb­estimmung. Wie kann diese im 21. Jahrhunder­t aussehen?

Ich denke, dass sich gerade in dieser Zeit die Montanmitb­estimmung bewährt. Es zeigt sich immer wieder, dass nachhaltig­ere Lösungen die besseren Lösungen sind. Die Mitbestimm­ung ist ein Erfolgsmod­ell und ich sehe immer mehr andere Länder zu uns herüber schielen und sich daran orientiere­n. Der eine oder andere Prozess mag in Deutschlan­d zwar etwas länger dauern, dafür stimmen die Lösungen aber auch nachhaltig.

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Foto: dpa/Oliver Berg Die IG Metall will nicht, dass ThyssenKru­pp-Mitarbeite­r in der Krise untergehen.

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