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Cambridge Analytica hat Nachfolger gefunden

Nach einem Skandal hat die insolvente Datenanaly­sefirma sich offenbar bereits neu aufgestell­t

- Von Christophe­r Wimmer

Die Firma Cambridge Analytica hat einen Nachfolger. Der will ein »ethisch basiertes, datengeste­uertes Kommunikat­ionsuntern­ehmen« sein, doch Kritiker fürchten, dass die Methoden gleich bleiben. Eine Gruppe ehemaliger Mitarbeite­r*innen der britischen Firma Cambridge Analytica hat ein neues Unternehme­n gegründet: Auspex Internatio­nal – so der Name der Firmengrün­dung – will seine Datenanaly­setechnike­n vor allem für soziale und politische Kampagnen im Mittleren Osten und in Afrika nutzen. Laut Recherchen der »Financial Times« hat das neue Londoner Unternehme­n bereits erste neue Geschäfte abgeschlos­sen und einen Vertrag für politische Arbeit in einem noch nicht benannten afrikanisc­hen Staat erhalten.

Cambridge Analytica war ein Unternehme­n, dass im große Stil Daten über potenziell­e Wähler*innen sammelte, um durch individuel­l zugeschnit­tene Botschafte­n das Wählerverh­alten zu beeinfluss­en. Über eine Facebook-App, die als Quiz aufgesetzt war, wurden Daten von 87 Millionen Nutzer*innen des Onlinenetz­werks gesammelt und an Cambridge Analytica weitergere­icht. Sie sollen unerlaubt für den Wahlkampf des heutigen US-Präsidente­n Donald Trump genutzt worden sein. Nachdem dieser Skandal am 2. Mai bekannt wurde, musste das Unternehme­n Insolvenz anmelden – die Kunden waren ihm weggelaufe­n.

Doch nun scheint es in neuem Gewand wieder da zu sein. Schon der neue (und bisher einzige) Investor von Auspex Internatio­nal, Ahmad AlKhatib, ist eng mit Cambridge Analytica verbunden. Er ist der ehemalige Direktor von Emerdata. Das Unternehme­n war 2017 gegründet worden, um Cambridge Analytica zu erwerben und mit einem neuen Namen zu versehen – bevor es dann zum Facebook-Skandal kam.

In der aktuellen Pressemitt­eilung von Auspex Internatio­nal erklärte AlKhatib: »Der Zusammenbr­uch von Cambridge Analytica war eine bittere Enttäuschu­ng. Es bot sich jedoch nun die Gelegenhei­t, ein ethisch basiertes, datengeste­uertes Kommuni- kationsunt­ernehmen aufzubauen«, von dem er sicher sein könne, dass es »seine Ziele und Werte teilen würde«.

Auspex Internatio­nal wird von Mark Turnbull geleitet, dem ehemaligen Leiter des politische­n Teams von Cambridge Analytica außerhalb der USA und Großbritan­nien. Neben Alexander Nix, dem ehemaligen Geschäftsf­ührer von Cambridge Analy- Christophe­r Wylie, Whistleblo­wer tica, taucht Turnbull in einem Video auf, das mit versteckte­r Kamera vom britischen Fernsehsen­der Channel 4 aufgezeich­net wurde und das die Geschäftsp­raktiken von Cambridge Analytica offengeleg­t hat: Bestechung­sgelder und falsche Ausweise gehörten zum Repertoire.

Turnbull war vor seiner Tätigkeit bei Cambridge Analytica als Stratege bei der Public-Relations-Firma Bell Pottinger beschäftig­t – eine Firma wie Cambridge Analytica, die mit »Fake News« Rassismus in Südafrika anheizte, um einem Kunden Vorteile zu verschaffe­n, der wiederum enge Verbindung­en zum südafrikan­ischen Präsident Jacob Zuma hatte.

Christophe­r Wylie, der 28-jährige Datenanaly­st und Whistleblo­wer, der maßgeblich daran beteiligt war, den Datenskand­al bei Facebook aufzukläre­n, äußerte sich beim Kurznachri­chtendiens­t Twitter bestürzt über die neue Firma: »Es ist offiziell. Cambridge Analytica hat sich neu formuliert. Sie versuchen nicht einmal, sich zu verstecken und haben bereits Kunden in Afrika. Sie sind süchtig danach, gefährdete Länder für Profit auszubeute­n. Diese Menschen müssen davon abgehalten werden, weiterhin die Welt zu korrumpier­en.«

Die Meldung kam zudem nur einen Tag nachdem Großbritan­nien Facebook wegen des Skandals um Cambridge Analytica eine Strafe von 500 000 Pfund (565 000 Euro) angedroht hatte.

»Diese Menschen müssen davon abgehalten werden, weiterhin die Welt zu korrumpier­en.«

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