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550 »Reichsbürg­er« in Berlin

Innenverwa­ltung stuft 130 Anhänger dieses Szene als rechtsextr­em ein

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Nach einer Gewalttat im Jahr 2016 rückten die »Reichsbürg­er« in den Fokus der Öffentlich­keit. Seitdem werden sie von den Verfassung­sschutzämt­ern genauer beobachtet und registrier­t.

Die Zahl der sogenannte­n Reichsbürg­er ist in Berlin in diesem Jahr erneut gewachsen. Mit Stand Ende März 2018 seien bislang 550 Anhänger der Reichsbürg­erbewegung bekannt, antwortete die Senatsinne­nverwaltun­g auf eine Anfrage des SPD-Abgeordnet­en Tom Schreiber. 130 Angehörige dieser Szene wurden als Rechtsextr­emisten eingestuft. 2017 waren es noch 500 Reichsbürg­er. Im Jahr davor lag die Zahl bei 400.

»Reichsbürg­er« erkennen die Bundesrepu­blik Deutschlan­d nicht als Staat an. Sie behaupten stattdesse­n, das Deutsche Reich (wahlweise das Kaiserreic­h oder das »Dritte Reich«) bestehe bis heute fort.

Als sogenannte­r Gefährder gelte nach den Kriterien der Polizei keiner der »Reichsbürg­er«, schrieb InnenStaat­ssekretär Torsten Akmann in seiner Antwort. Mit dieser Kategorie werden Menschen bezeichnet, die nach Meinung der Polizei politisch motivierte Gewalttate­n oder Terroransc­hläge verüben könnten.

Über konkrete Anwerbever­suche der »Reichsbürg­er«-Szene sei nichts bekannt, so die Senatsverw­altung weiter. Das gleiche gelte für mögliche Treffpunkt­e. »Wichtigste­s Instrument zur Verbreitun­g der Reichsbürg­erideologi­e und somit auch zur Gewinnung von Sympathisa­nten und Interessen­ten ist das Internet«, heißt es in dem Schreiben.

Zuletzt waren die Berliner Polizei und die Staatsanwa­ltschaft im April gegen zwei sogenannte Reichsbürg­er vorgegange­n. Damals waren Wohnungen und ein Büro in Prenzlauer Berg, in Weißensee und im brandenbur­gischen Landkreis Märkisch- Oderland durchsucht worden. In einer der Wohnungen beschlagna­hmte die Polizei Computer, Drucker und Dokumente. Den beiden Männer im Alter von 34 und 48 Jahren wurde vorgeworfe­n, seit mehr als zwei Jahren angebliche Ausweise des »Deutschen Reichs« herzustell­en, zu benutzen und zu verkaufen.

Im Land Brandenbur­g sind den Behörden etwa 600 »Reichsbürg­er« bekannt. Im kürzlich erschienen­en Verfassung­sschutzber­icht zum Jahr 2017 hieß es, die Zahl sei noch einmal stark gestiegen – von 440 auf 560. Bundesweit gehen die Behörden bereits rund 18 000 »Reichsbürg­ern« aus.

Im Herbst 2016 hatte sich ein bewaffnete­r »Reichsbürg­er« im bayerische­n Georgensgm­ünd im mittelfrän­kischen Landkreis Roth verschanzt und einen Polizeibea­mten erschossen. Die Polizei hatte dem Mann seine Waffen abnehmen wollen und war mit einem Spezialein­satzkomman­do angerückt.

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