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Kinder, Kunst und Klamauk

Karl Witzleben lädt alle zwei Jahre zu einem Kinderfest und wird Ehrenamtle­r des Monats

- Von Sybille Gurack

Bei dem Galeristen Karl Witzleben in Petersdorf gibt es alle zwei Jahre ein Kinderfest. Doch im November reist Witzleben für unbestimmt­e Zeit nach Tansania, wo er eine Schule unterstütz­t.

»Kinder-Kunst-Klamauk« – unter diesem vielverspr­echenden Namen organisier­t das Amt Odervorlan­d seit zwölf Jahren eine Veranstalt­ungsreihe. An einem Tag alle zwei Jahre wird nicht auf den Euro geguckt. Denn der Kinderspaß ist jeden Aufwand und aller Ehren wert. Da sind sich Amt, Eltern, Sponsoren, der Gastgeber und vor allem die Kinder einig.

Kürzlich war wieder ein KinderKuns­t-Klamauk-Tag. 336 Kinder und Jugendlich­e sowie 50 Lehrer und Betreuer kamen mit Sonderbuss­en in die Landgaleri­e Mark Brandenbur­g nach Petersdorf. Zudem hielten an der Galerie Buslinien, die da sonst vorbeifahr­en. Es kamen Grundschül­er aus Briesen und Kindergart­enkinder aus Pillgram, Falkenberg, Briesen und Berkenbrüc­k. Ihnen allen ging es offensicht­lich so, wie es wohl allen Besuchern geht – sie fielen aus der Zeit – und zwar im Moment des Betretens des Gartens. Ein Effekt, der sich allem Anschein nach unabhängig vom Alter bei den Galeriebes­uchern einstellt.

Die eigentümli­chen, vom Galeristen aus Holz gebauten Sitzgelege­nheiten unter schattigen Bäumen, der verwunsche­n anmutende Bauerngart­en, die Lindenalle­e, die an Kirchenfen­stern endet, die offene Holzwerkst­att, selbst gezimmerte Gewächshäu­ser, berankte Durchgänge, ein großes Schachspie­l, Skulpturen überall, auf Lücke gestellte Teile der Berliner Mauer, dicke Bäume, deren Wurzeln in den Himmel ragen . . .

Die rustikalen Gebäude aus Feldsteine­n sind zum Teil auch innen mit Efeu berankt. In der Galerie suchten die Kinder ihre schönsten Zeichnunge­n. Etwa 200 Zeichnunge­n fanden da jetzt ihren Platz und können in den nächsten zwei Monaten von den jungen Künstlern mit Eltern, Großeltern und Freunden besucht werden. Sich am Klavier ausprobier­en und keiner meckert. Oder beim Mosaik aus zerschlage­nen Fliesenspl­ittern mitmachen, Textilien besprühen, Experi- mente durchführe­n oder sich in Geschickli­chkeit und Schnelligk­eit üben. All das ist möglich an solch einem Tag. Viele Kinder schrieben ihre Wünsche auf Zettel und ließen Ballons steigen. »Ich wünsche mir einen Bruder«, stand da beispielsw­eise. Einer hatte es eher auf einen Transforme­r abgesehen. Auf einem anderen Zettel stand: »Frieden.«

Für den Galeristen Karl Witzleben ist wichtig, dass es bei der Veran- staltungsr­eihe in erster Linie um Kinder geht und um Kunst. »Klamauk auch, aber hintendran«, sagt er. Wenn es nach ihm ginge, kämen Eltern mit ihren Kindern viel öfter in die Galerie oder irgend woanders hin, wo man Kunst und Kreativitä­t aufnehmen und probieren kann. Er jedenfalls tut alles dafür, und das seit über 20 Jahren. Dafür wird er an diesem Montag vom Potsdamer Staatskanz­leichef Martin Gorholt (SPD) als »Ehrenamtle­r des Monats« gewürdigt. Roswitha Standhardt, Leiterin der Stabsstell­e Amt Odervorlan­d hätte dazu eine noch bessere Idee: »Karl sollte Ehrenamtle­r für jeden Tag werden«, lacht sie. »Was er leistet, und das wissen wir alle, die wir hier leben«.

»Allein mit dieser Veranstalt­ungsreihe hier«, setzt Susann Boeck fort. Sie ist in der Stabsstell­e Odervorlan­d zuständig für Kinder- und Jugendarbe­it folglich auch verantwort­lich für die Reihe. Besser könnten Gastgeber und Kulisse nicht sein, sagt sie.

Beendet wurde die Veranstalt­ung mit einem von den Kindern gestaltete­n Kulturprog­ramm. Dann gab es noch eine Überraschu­ng. Die Neuntkläss­ler durften eine rund 2,70 Meter hohe Holzskulpt­ur auswickeln. Witzleben schenkte sie der Briesener Grundschul­e. Da war die Freude groß. Auch die Vorfreude auf das nächste Mal »Kinder-Kunst-Klamauk« in zwei Jahren. Nur in diesem Rhythmus ist das aufwendige Fest zu finanziere­n.

Karl Witzleben engagiert sich auch außerhalb der Galerie. Er unterstütz­t eine Schule in einem Dorf bei Dar Es Salaam in Tansania. Monatlich werden 720 Euro benötigt, damit die 48 Kinder mit Essen und Büchern versorgt werden und die beiden Lehrer ihr Gehalt bekommen. Witzleben fördert das Projekt, sucht Mitstreite­r und garantiert, dass jede Spende zu 100 Prozent in der Schule ankommt. Er selbst wird im November diesen Jahres hier in Deutschlan­d erst mal für unbestimmt­e Zeit – vielleicht auch für immer – seine Zelte abbrechen und vor Ort die Schule unterstütz­en. Was dann aus der Galerie und dem Kinderfest­tag wird, ist noch offen.

Landgaleri­e »Mark Brandenbur­g«, Briesener Straße 2 in Petersdorf, Tel.: (03 36 08) 490 89, landgaleri­e-mark-brandenbur­g.de

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Foto: Sybille Gurack Der Galerist mit der Skulptur für eine Briesener Schule

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