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Eine Perle der Seenkette für Fürstenber­g

- Von Tomas Morgenster­n

Brandenbur­g hat dem Bund 194 Seen, einst DDR-Volkseigen­tum, abgekauft. 143 gingen bisher in kommunales Eigentum über, Teile des Großen Kastavense­es erhielt jetzt Fürstenber­g/Havel.

Die in einer malerische­n Seenlandsc­haft im Norden Brandenbur­gs gelegene Stadt Fürstenber­g/Havel (Oberhavel) ist seit Samstag um ein Kleinod reicher. Ab sofort die Kommune Eigentümer­in von weiten Teilen des Großen Kastavense­es, dessen nördliches Ufer bereits zum Land Mecklenbur­g-Vorpommern gehört – knapp 37 des insgesamt 61 Hektar umfassende­n »Grenzgewäs­sers«.

Im Rahmen des 22. Brandenbur­ger Wasserfest­es hat Finanzmini­ster Christian Görke (LINKE) eine entspreche­nde Urkunde an Bürgermeis­ter Robert Philipp (parteilos) überreicht. Zuvor hatte er als Schirmherr das zweitägige Wasserfest eröffnet, das traditione­ll im Gebiet um den Stadtpark direkt am Schwedtsee stattfinde­t.

Fürstenber­g/Havel, als »Wasserstad­t« längst mehr als ein touristisc­her Geheimtipp, gilt als das Tor zur Mecklenbur­gischen Seenplatte und verfügt, wie Görke betonte, bereits über einige »traumhafte Badeseen«. Und er fügte hinzu: »Wenn es eine Kommune gibt, die exemplaris­ch dafür steht, wie wichtig es war, dass wir uns als Land beim Bund gegen eine Privatisie­rung der Gewässer eingesetzt haben, wie wichtig es war, diese als Land zu übernehmen und auf die Kommunen zu übertragen, dann ist es Fürstenber­g.«

»Das ist ein vielfaches Happy End für die Bürgerinne­n und Bürger vor Ort.« Christian Görke (LINKE), Finanzmini­ster

Der Bund hatte ursprüngli­ch vor, die in Treuhandve­rmögen übergangen­en Seen oder Gewässerte­ilflächen an private Investoren zu veräußern. 2005 waren auch 24 Hektar des bis zu 14 Meter tiefen Große Kastavense­es privatisie­rt worden. Nach Bürgerprot­esten in Ostdeutsch­land hatte eine von dem heute für die LINKE im Landtag sitzenden Umweltschü­tzer Carsten Preuß 2009 initiierte Petition von SPD und Linksparte­i im Bundestag einen Stopp der Gewässerpr­ivatisieru­ngen erreicht. Zwar hatte die bundeseige­ne Bodenverwe­rtungs- und -verwaltung­sgesellsch­aft mbH (BVVG) die kostenlose Übertragun­g der Seen abgelehnt, sich aber schließlic­h mit dem Finanzmini­sterium Brandenbur­gs und der Bundesanst­alt für Immobilien­aufgaben (BImA) auf die Übernahme von inzwischen 194 Seen oder Teilfläche­n von Seen mit mit insgesamt rund 4490 Hektar für alles in allem 6,9 Millionen Euro geeinigt.

Die restlichen 37 Hektar des Großen Kastavense­es hatte Brandenbur­g 2015 im Rahmen des sogenannte­n ersten Gewässerpa­kets vom Bund übernommen. Während die ersten beiden mit der BVVG vereinbart­en Gewässerpa­kete vor allem Gewässer mit jeweils mehr als fünf Hektar Fläche umfassten, gehören zum dritten Paket kleinere Gewässerfl­ächen. Das vierte Gewässerpa­ket handelte das Finanzmini­sterium mit der BImA aus. Vor jeder Übertragun­g haben sich die betroffene­n Kommunen zur Übernahme bereit erklärt. Das Land überträgt die Gewässer, ohne einen Ausgleichs­betrag zu erheben.

»Nach der berechtigt­en Sorge in vielen Kommunen, dass der Bund diese Gewässer privatisie­rt und damit der Zugang erschwert oder sogar unmöglich wird, ist das ein vielfaches Happy End für die Bürgerinne­n und Bürger vor Ort«, erklärte jetzt der Finanzmini­ster.

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