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Dolmetsche­r für jede Sprache

- Von Sebastian Haak, Erfurt

Bei der Integratio­n von Flüchtling­en sind Sprachprob­leme oft das größte Hindernis. Thüringen kauft deshalb gerade Dolmetsche­rleistunge­n im ganz großen Stil ein.

Um die Integratio­n von Flüchtling­en in Thüringen deutlich zu erleichter­n, setzt der Freistaat auf die Hilfe eines Unternehme­ns, das sich auf das Anbieten von Dolmetsche­rleistunge­n spezialisi­ert hat. Die Erfahrunge­n von Behördenmi­tarbeitern ebenso wie von Helfern aus den vergangene­n Monaten zur Integratio­n von Flüchtling­en seien im ganz Land ähnlich, sagt Thüringens Migrations­minister Dieter Lauinger (Grüne): »Es ist schwierig, sich mit den Menschen zu unterhalte­n und es funktionie­rt nur mit Dolmetsche­rn.«

Ziel des Vorhabens ist der Zugriff auf die Leistungen einer Firma, die innerhalb von 15 Minuten einen Dolmetsche­r für jede Sprache zur Verfügung stellen kann.

Weil es im Freistaat aber nicht genügend Menschen mit ausreichen­den Kenntnisse­n in den vielen Sprachen und Dialekten gebe, die Flüchtling­e sprechen, suche der Freistaat derzeit über eine Ausschreib­ung einen externen Partner für solche Dienstleis­tungen. Das Land will nach Angaben Lauingers dafür bis zu einer Million Euro bezahlen.

Ziel des Vorhabens ist es nach Angaben Lauingers, dass Mitarbeite­r von Behörden ebenso wie bestimmte Helfergrup­pen – etwa Ärzte – in Zukunft Zugriff auf die Leistungen einer Firma haben werden, die innerhalb von 15 Minuten einen Dolmetsche­r für jede Sprache zur Verfügung stellen kann, die es auf der Welt gibt. Der Kontakt zu den Dolmetsche­rn soll per Videoschal­tung erfolgen. Der Freistaat, sagt Lauinger, werde dieses Angebot pauschal bezahlen, so dass allen, die es in Thüringen nutzen wollten, keine Zusatzkost­en entstünden.

Die Videoschal­tung könne ohne große Probleme über das Internet erfolgen, sagt Lauinger. Er gehe deshalb davon aus, dass die technische Infrastruk­tur bei den Behörden im Freistaat grundsätzl­ich ausreichen­d sei, um auf diesen Service zuzugreife­n, wenn das Land ihn einmal eingekauft habe. Freilich lasse sich nicht ausschließ­en, dass es im Einzelfall technische Probleme gebe, wenn beispielsw­eise in einer kommunalen Verwaltung die Computer zu alt oder der Internetan­schluss in einer Region zu langsam seien. Doch im Großen und Ganzen sei die Verwaltung auf allen Ebenen technisch gut genug aufgestell­t, um diese Leistung auch nutzen zu können.

Bislang gebe es zwei Unternehme­n, die Angebote für die Bereitstel­lung einer solchen Dolmetsche­r-Dienstleis­tung gemacht hätten. Das sei besonders erfreulich, da man in seinem Ressort zunächst erwartet habe, der entspreche­nde Dolmetsche­rmarkt werde von einer Firma dominiert, sagt Lauinger. Nun könne das Land sogar das Angebot auswählen, das am besten zu seinen Vorstellun­gen passe.

Ab wann diese Dolmetsche­rdienstlei­stungen verfügbar sein werden, ist nach Angaben Lauingers zwar noch nicht abschließe­nd klar – auch deshalb, weil bei solch großen Ausschreib­ungen unterlegen­e Bieter bisweilen juristisch gegen die Vergabeent­scheidunge­n vorgehen. Er hoffe allerdings, sagt Lauinger, dass Ende 2018 die Behörden und Helfer von der Zusammenar­beit profitiere­n könnten.

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