Trockenheit im Norden, zu viel Regen im Süden
Die Ernteausfälle in Teilen der Bundesrepublik hätten ein »existenzbedrohendes Ausmaß« angenommen, erklärte Bauernverbandspräsident Joachim Rukwied am Mittwoch in Berlin. Das Landwirtschaftsministerium des Bundes teilte mit, dass Vertreter von Bund und Ländern Ende des Monats zusammenkämen, um die Situation zu erfassen. Über Hilfen werde aber erst im August entschieden, wenn der Erntebericht vorliege.
Die Erntearbeiten haben in diesem Jahr an vielen Orten früher begonnen als üblich. Die Ernte von Winterroggen sei in vollem Gange, auch Winterweizen und Winterraps würden bereits gedroschen, hieß es beim Bauernverband. Dabei zeige sich, dass auch an ertragreichen Standorten die Pflanzen unter der anhaltenden Trockenheit litten. Da auf Wiesen teilweise die zweite und dritte Ernte von Gras ausgefallen sei, werde auch das Tierfutter knapp. Mais leide ebenfalls unter Wassermangel. Dass Betriebe Futter zukaufen müssten, setze sie zusätzlich unter Druck. Auf Basis von Umfragen über die tatsächlich geernteten Mengen geht der Bauernverband bei Getreide im Bundesdurchschnitt von einem Ertrag von sechs Tonnen pro Hektar aus – 18 Prozent weniger als im Vorjahr. Es gebe große regionale Unterschiede »Wir haben Regionen in denen Landwirte nur 30 Prozent einer Normalmenge einfahren, und dort ist es existenzbedrohend, vor allen Dingen im Nordosten der Republik«, sagte der Bauernpräsident. In manchen Regionen, etwa in Süddeutschland, hätte es aber auch zu viele Niederschläge gegeben. Auf die Brotpreise wirken sich die Ausfälle nach Rukwieds Worten nicht zwangsläufig aus. Die Getreidepreise lägen zwar höher als im Vorjahr, aber 25 Prozent unter dem Niveau von 2010. Beim Obst sehe es gut aus. »Wenn jetzt noch entsprechend Regen kommt, dann können wir da von einer guten Ernte ausgehen.« Ein Sprecher des Bundesumweltministeriums wies darauf hin, dass mit solchen Trockenperioden auch für die Zukunft gerechnet werden müsse.