nd.DerTag

Verteidige­r des Rechtsstaa­tes

Aert van Riel zum Streit zwischen Politik und Justiz im Fall Sami A.

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Die Gewaltente­ilung zwischen Legislativ­e, Exekutive und Judikative ist ein grundsätzl­ich fortschrit­tliches Prinzip. Denn sie setzt der Staatsgewa­lt zumindest theoretisc­h Schranken und kann die Bürger vor willkürlic­hen Akten des Staates schützen. Nun haben Regierungs­politiker in Nordrhein-Westfalen im Fall Sami A. diese Gewaltente­ilung und damit eine Grundlage des demokratis­chen Staates offen angegriffe­n. Juristisch­e Bedenken wegen einer möglichen Folter des »islamistis­chen Gefährders« Sami A. in seinem Heimatland Tunesien wurden einfach beiseite gewischt und die Abschiebun­g vollzogen. Das war rechtswidr­ig, wie nun die höchsten Richter in NRW feststellt­en. Sie zählen neben anderen Juristen hierzuland­e zu den Verteidige­rn von rechtsstaa­tlichen Normen, die viele Politiker als hinderlich ansehen.

Sami A. ist ein Opfer schwarzgel­ber Politik in Nordrhein-Westfalen, aber kein Sympathiet­räger. Islamisten vertreten eine menschenve­rachtende Ideologie und stellen eine Gefahr für andere Menschen dar. Sie dürfen aber ausschließ­lich im rechtsstaa­tlichen Rahmen bekämpft werden. Nicht nur NRW-Regierungs­politiker wollen diesen Grundsatz aushöhlen. Ähnliche Tendenzen lassen sich in anderen Ländern und im Bund beobachten, wo Polizeiges­etze verschärft werden. Ein autoritäre­r Staat, der gegen Menschen vorgehen kann, gegen die keine handfesten Beweise vorliegen, ist hierzuland­e keine düstere Zukunftsvi­sion mehr, sondern die bittere Realität.

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