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Wahlen der Frustratio­n in Mali

Martin Ling über den erneuten Sieg des Präsidente­n Ibrahim Boubacar Keita

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Es gibt keine bessere Alternativ­e: Offenbar war dieses Motiv handlungsl­eitend bei den Wählern in Mali, die sich überhaupt noch im zweiten Wahlgang an die Urnen bewegt haben: knapp 35 Prozent und damit zehn Prozent weniger als bei der Stichwahl 2013. Damals wurde Ibrahim Boubacar Keita erstmals zum Präsidente­n des westafrika­nischen Landes gewählt wurde, das – durch die Sahara zerschnitt­en – in zwei Teile zerfällt, was es erschwert, die politische Einheit zu bewahren. 2018 büßte Keita laut offizielle­m Ergebnis zwar deutlich Stimmen gegenüber 2013 ein, an seinem Sieg an sich gibt es jedoch wenig Zweifel. Zu groß ist der Abstand.

2013 waren die Erwartunge­n an Ibrahim Boubacar Keita hoch: Befriedung des Nordens sowie Bekämpfung der Arbeitslos­igkeit und insbesonde­re der Jugendarbe­itslosigke­it im Süden, wo 90 Prozent der Bevölkerun­g leben. Geliefert hat der allseits nur IBK genannte Präsident nicht: Das Friedensab­kommen aus dem Jahre 2015 mit dem Norden, der sich 2012 – angeführt von den einflussre­ichen Tuareg – abzuspalte­n versucht hatte, steht nur auf dem Papier. Die Arbeits- und Jugendarbe­itslosigke­it ist nach wie vor extrem hoch. Und darin liegt viel Frustratio­nspotenzia­l, denn zwei Drittel der Malier sind jünger als 25 Jahre. Wenn Keita seine Verspreche­n auch dieses Mal nicht hält, drohen Unruhen über den Norden hinaus.

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