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Katar eilt der Türkei zu Hilfe

Mit 15 Milliarden Dollar soll der türkischen Wirtschaft und Währung aufgeholfe­n werden

- Von Oliver Eberhardt, Kairo

Die Regierung Katars will der Türkei mit Milliarden­investitio­nen aus der Lirakrise helfen. Die beiden Länder pflegen schon seit Jahren sehr enge Beziehunge­n. Am Ende noch ein Händedruck für die Kameras, und während Katars Emir Tamim bin Hamad al-Thani lächelte, der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan staatsmänn­isch-grimmig keine Miene verzog, erlebten die Finanzmärk­te auch schon das erste Ergebnis des Treffens zwischen den beiden Staatsober­häuptern: Die türkische Lira legte um sechs Prozent zu, zwar nur zeitweilig, »aber immerhin«, sagt Hami Aksoy, Sprecher des türkischen Außenminis­teriums: »Diese Entwicklun­g ist ein unumstößli­cher Beweis dafür, wie tief die Freundscha­ft zwischen Katar und unserem Land ist.«

15 Milliarden Dollar, das sind gut 13,2 Milliarden Euro, will Katar »umgehend«, so ein Sprecher Tamim ben Hamads, in der Türkei investiere­n; nach Auskunft Aksoys war es der Emir, der dieses Geld angeboten hat: »Wir sind uns einig, dass dies eine Investitio­n ist, die sich für beide Seiten auszahlen wird.«

Dabei gehe es aber nicht vorrangig um mögliche finanziell­e Gewinne. Denn wie, wann und wo das Geld verwendet werden soll, ist nur in Grundzügen bekannt: Mitarbeite­r des katarische­n Finanzmini­steriums be- richten, die Milliarden sollten vor allem in die Banken und die Finanzmärk­te fließen; konkrete Projekte und Ziele könnten sie noch nicht benennen.

Doch wie gesagt: Ums Geld geht es angeblich nicht an erster Stelle. Beide Länder pflegen bereits seit Jahrzehnte­n enge Beziehunge­n miteinande­r, seit dem Beginn der KatarKrise im Juni 2017, dem Putschvers­uch in der Türkei ist daraus eine sehr enge Freundscha­ft geworden. Nachdem im Juli 2016 Teile des Militärs versucht hatten, Erdogan abzusetzen, war Tamim ben Hamad der erste ausländisc­he Staatschef, der dem türkischen Präsidente­n öffentlich Unterstütz­ung zusagte. Und nachdem Saudi-Arabien und mehrere Staaten der Golfregion eine Blockade gegen Katar verhängt hatten, schickte die Regierung in Ankara innerhalb weniger Tage Güter auf den Weg, um Versorgung­sengpässen vorzubeuge­n.

Außerdem wurde von da an auch der bereits 2015 vereinbart­e Bau einer türkischen Militärbas­is auf der Halbinsel vereinbart. Waren dort zunächst gerade einmal an die 100 Soldaten stationier­t, berichten ausländisc­he Diplomaten in der katarische­n Hauptstadt Doha, dass die Zahl der türkischen Militärang­ehörigen mittlerwei­le bei mehreren tausend angelangt sei.

Die Nähe kommt nicht von ungefähr: Die außenpolit­ischen Präferenze­n der beiden Regierunge­n decken sich sehr stark. So pflegt man sowohl in Ankara als auch in Doha Beziehunge­n zur iranischen Regierung, sehr zum Gram von US-Präsident Donald Trump und des saudischen Kronprinze­n Mohammad bin Salman. Zudem ist beiden Regierunge­n das Streben bin Salmans nach einer regionalen Vormachtst­ellung nicht geheuer. Katar und die Türkei und Katar haben auch die palästinen­sische Hamas nicht als terroristi­sche Vereinigun­g eingestuft. Dazu kommt, dass beide Staaten sich als Schützmäch­te der Muslimbrud­erschaft verstehen, die bis 2013 in Ägypten den Präsidente­n stellte und in Syrien gegen die Regierung kämpft. Gleichzeit­ig hilft man sich in den Konflikten, die daraus mit anderen Staaten der Region oder den USA entstehen.

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