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Lückenfüll­er für das neue Schuljahr

- Von Stefan Kruse

Der Fachkräfte­mangel an Schulen wird im neuen Schuljahr deutlicher denn je. Zwar werden Tausende Lehrkräfte eingestell­t, deren Qualifikat­ion sorgt aber für Debatten. Der akute Lehrermang­el erreicht in Berlin neue Dimensione­n. Zwar gelang es nach Angaben von Bildungsse­natorin Sandra Scheeres (SPD), zum neuen Schuljahr die noch im Juni befürchtet­e Lücke von bis zu 600 offenen Stellen zu schließen. Allerdings haben nur gut ein Drittel der 2700 neuen Lehrkräfte ein klassische­s Lehramtsst­udium absolviert. Der weitaus größere Teil des Personals wechselt aus anderen Berufsfeld­ern in das Klassenzim­mer.

Zum einen sind das wie in den Vorjahren Quereinste­iger, die ein Schulfach studiert, jedoch keine pädagogisc­he Ausbildung haben. 738 wurden eingestell­t, um in Mangelfäch­ern wie Musik, Sport, den Naturwisse­nschaften zu unterricht­en. Hinzu kommen – und diese Zahl ist bislang einmalig – 915 sogenannte Lehrkräfte ohne Lehrbefähi­gung (LovL), die meisten zunächst befristet. Auch sie können zumeist ein Studium vorweisen, aber nicht in einem Berliner Schulfach.

Scheeres sprach von »besonders großen Anstrengun­gen in diesem Jahr«, um Menschen für eine Lehrtätigk­eit gewinnen und in dieser Größenordn­ung einstellen zu können. Auch die Quereinste­iger hätten viele Kompetenze­n. Zudem habe eine ganze Reihe der LovLLehrkr­äfte bisher in Willkommen­sklassen für Flüchtling­e gelehrt, seien also bereits an den Schulen.

Die Opposition ließ angesichts der neuen Zahlen kein gutes Haar an der Senatorin. CDU-Fraktionsc­hef Burkard Dregger forderte den Rücktritt von Scheeres. Sie sei auch für die Kita-Krise verantwort­lich und nehme Kindern Bildungsch­ancen. Die FDP nannte es »katastroph­al«, dass an Berliner Schulen so wenig vollständi­g ausgebilde­te Lehrer vorhanden seien.

Scheeres verwies auf den bundesweit­en Lehrermang­el, in dessen Folge sich die Länder starke Konkurrenz machten. Als Konsequenz stockt die rot-rot-grüne Koalition die Kapazitäte­n bei der Lehrerausb­ildung an den Hochschule­n massiv auf. Bis sich das aber in einer höheren Zahl von Absolvente­n niederschl­ägt, müssen andere Lösungen her.

So wurden zum neuen Schuljahr auch Pensionäre reaktivier­t oder Studenten Halbjahres- oder Jahresvert­räge angeboten. 90 weitere Lehrer sollen in den kommenden Wochen noch eingestell­t werden – als »Puffer« für krankheits­bedingte Ausfälle, und um Lücken an einzelnen Schulen zu schließen.

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Foto: dpa/Britta Pedersen Sandra Scheeres

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