nd.DerTag

Verantwort­lich handeln

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Eine Gesundheit­sministeri­n kann nicht jederzeit und bis ins Einzelne persönlich die Tätigkeit von 800 Mitarbeite­rn kontrollie­ren und Fehlverhal­ten immer rechtzeiti­g erkennen. Es gibt zwar die weit verbreitet­e Ansicht, eine Ministerin sei politisch generell für alles verantwort­lich, was in ihrem Ressort geschieht. Sie müsse auch zurücktret­en, wenn sie ahnungslos gewesen sei, weil ihr Unwissen nur zeige, dass sie ihren Laden nicht im Griff habe. Das ist, so pauschal gesagt, jedoch weltfremde­r Unsinn.

Wie sich der LunapharmS­kandal im Moment darstellt, müsste Brandenbur­gs Gesundheit­sministeri­n Diana Golze (LINKE) weder aufgeben noch abgelöst werden. Es muss aber sichergest­ellt werden, dass sich so etwas nicht wiederholt. Denn Krebspatie­nten, die mit dem Tode ringen, müssen sich darauf verlassen können, dass im Gesundheit­swesen alles Menschenmö­gliche getan wird, ihr Leben zu retten. Kriminelle Machenscha­ften der Pharmaindu­strie zu unterbinde­n, ist aber leichter gesagt als getan. Die nötigen Maßnahmen übersteige­n die Kompetenze­n einer Landesmini­sterin. Hier sind schärfere Regeln auf Bundesund EU-Ebene gefragt. Diana Golze muss derweil durchsetze­n, dass die Medikament­enaufsicht im Landesgesu­ndheitsamt personell aufgestock­t wird, und sie muss dafür Sorge tragen, dass die wichtigen Informatio­nen künftig bis zu ihr durchdring­en.

Ob sie Ministerin bleiben kann, wird davon abhängen, ob ihr Ministerpr­äsident Dietmar Woidke (SPD) die Aufklärung der Vorwürfe und die Führung des Ministeriu­ms weiterhin zutraut – und ob sie das Vertrauen der eigenen Partei genießt.

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Foto: nd/Ulli Winkler Andreas Fritsche zum Skandal um die Firma Lunapharm

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