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Instabile Währungen

Lateinamer­ikas Wirtschaft kämpft mit Kursschwan­kungen.

- Von Knut Henkel

Sinkende Investitio­nen aus dem Ausland machen derzeit der Wirtschaft in den Ländern Lateinamer­ikas zu schaffen. Panama, Costa Rica und die Dominikani­sche Republik bilden die Ausnahmen.

Der bange Blick auf die Wechselkur­se gehört derzeit in Argentinie­n, Brasilien und Mexiko zum Alltag der Regierende­n. Um gleich 2,65 Prozent sackte der argentinis­che Peso am Montag ab. In Brasilia und MexikoStad­t waren die Einbußen nicht ganz so dramatisch. Sie ändern aber nichts an der Tatsache, dass die drei Schwellenl­änder vom ausländisc­hen Kapital abhängen und ihre Volkswirts­chaften anfällig sind, wenn dieses ausbleibt oder abgezogen wird.

Das ist derzeit der Fall. Seit die USNotenban­k Fed im März die Leitzinsen wieder leicht angehoben hat, ziehen Anleger ihr Geld vermehrt aus den riskantere­n Schwellenl­ändern ab und investiere­n in den USA, wo die Wirtschaft wächst. Für Lateinamer­ika und die Karibik ein Dilemma, denn obendrein stärkt die Zinserhöhu­ng den US-Dollar, wodurch die Währung, an der sich vieles in Lateinamer­ika orientiert, teurer wird.

Das sind negative Parameter für die Volkswirts­chaften der Region, die ohnehin 2017 nur ein schwaches durchschni­ttliches Wachstum von 1,3 Prozent hinlegten. Ein Grund dafür ist laut der UN-Kommission für Wirtschaft in Lateinamer­ika und der Karibik (CEPAL) der seit 2011 anhaltende Rückgang der Auslandsin­vestitione­n in der Region.

Die beliefen sich 2017 auf rund 161 Milliarden US-Dollar und liegen laut einer jüngst veröffentl­ichten CEPALStudi­e um 3,6 Prozent unter dem Vorjahr. Für die Exekutivse­kretärin der CEPAL, Alicia Bárcena, ein alarmieren­des Signal, denn 2017 wurden rund 20 Prozent weniger investiert als 2011. Damals herrschte in Lateinamer­ika der Bergbauboo­m mit Kupferprei­sen, die 2011 ihr Allzeithoc­h erreichten. Seitdem sank die Nachfrage nach Industriem­etallen und folgericht­ig auch die Planungen für und die Investitio­nen in neue Bergwerke. Seit 2011 gingen laut CEPAL die Investitio­nen im Bergbau um 63 Prozent zurück und genau deshalb plädiert CEPAL-Sekretärin Bárcena für einen Perspektiv­wechsel. Ein Wandel in der Produktion­sstruktur sei vonnöten, hin zu einem nachhaltig­eren Wachstum. Sektoren wie die Telekommun­ikation, der Automobilb­au und die erneuerbar­en Energien könnten dazu beitragen, die auf den Rohstoffex­port ausgericht­eten Volkswirts­chaften der Region zu diversifiz­ieren und qualitativ hochwertig­e Arbeitsplä­tze zu schaffen. Das gilt nicht nur für die großen Volkswirts­chaften wie Brasilien und Mexiko, sondern auch für kleinere wie Chile oder Peru, die stark vom Export von Kupfer und anderen Industriem­etallen abhängig sind.

Doch längst nicht alle Länder der Region konzentrie­ren sich vorrangig auf die Förderung der natürliche­n Ressourcen. Die drei Länder, die in den vergangene­n Jahre im Gegensatz zum Rest der Region vermehrt Auslandsin­vestitione­n anziehen konnten, heißen Panama, Dominika- nische Republik und Costa Rica. Während Panama als Finanzdreh­scheibe und Güterumsch­lagplatz durch den Ausbau des Panamakana­ls Erfolg hat, ist es der Tourismus, der in der Dominikani­schen Republik und weniger stark in Costa Rica für steigende Investitio­nen sorgt.

Für Investitio­nen gewährt Panama großzügige Steuererle­ichterunge­n und hat obendrein die Freihandel­szone »Colon« geschaffen. Das zieht Investoren an, aber Nichtregie­rungsorgan­isationen wie die »Stiftung für Arbeit« kritisiere­n, dass die soziale Schere weiter auseinande­r geht. Gut bezahlte Jobs seien nicht nur in der Freihandel­szone von »Colon« schwer zu ergattern. Ein Problem, das viele Gesellscha­ften Lateinamer­ikas teilen.

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Foto: AFP/Rodrigo Arangua Panamas Wirtschaft gilt auch durch den Ausbau des Kanals als erfolgreic­h.

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