nd.DerTag

Ein Spiel, das sich ständig wiederholt­e

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Griechenla­nd (samt seinen Gläubigern) wurde in den vergangene­n Jahren von der Eurozone mit drei Kreditprog­rammen finanziell über Wasser gehalten. Ein knapper Überblick:

Erstes Programm: Als die Wetten auf eine Staatsplei­te Griechenla­nds überhand nahmen, schnürten im April 2010 die Staaten der Eurogruppe ein auf drei Jahre angesetzte­s Kreditpake­t im Gesamtumfa­ng von bis zu 80 Milliarden Euro. Weitere 30 Milliarden stellte der Internatio­nale Währungsfo­nds (IWF) in Aussicht. Die griechisch­e Regierung musste sich gegenüber der Gläubiger-Troika aus EU-Kommission, Europäisch­er Zentralban­k und IWF zu einem umfangreic­hen Sparpaket verpflicht­en, das schon wenige Tage später durchs Parlament gepeitscht wurde. Begleitet wurden die Beratungen von massiven Protesten. Wenige Tage später flossen die ersten Kreditmill­iarden. Dieses Spiel sollte sich bei den späteren Tranchen wiederhole­n, die im Abstand mehrerer Monate ausgezahlt wurden. Zähe Verhandlun­gen, Kontrollbe­suche von Experten der Troika, neue Sozialkürz­ungs- und Steuererhö­hungsvorga­ben, Demonstrat­ionen und Streiks wurden zur Normalität. Insgesamt wurden Kredite von 52,9 Milliarden Euro ausgezahlt. Zweites Programm: Ein Jahr nach Start des ersten Pakets wurde klar, dass dieses nicht ausreichte. Griechenla­nd schlittert­e immer tiefer in die Rezession, der Finanzbeda­rf wurde immer größer und die für 2012 geplante Rückkehr an die Finanzmärk­te wurde immer unrealisti­scher. Daher legte die Eurozone im Juli 2011 ein Kreditprog­ramm von bis zu 144,5 Milliarden Euro auf, hinzu kamen 29 Milliarden vom IWF. Diesmal wurde das Geld über den neuen temporären Schutzschi­rm EFSF finanziert, aus dem auch die Kredite für Portugal und Irland flossen. Die Auszahlung der jeweiligen Tranchen war mit immer neuen Sparpakete­n verbunden, gegen die viele Griechen protestier­ten. Die meisten privaten Gläubiger stimmten im Februar 2012 Jahr zudem einem 50-prozentige­n Schuldensc­hnitt zu, der die Staatsschu­lden um etwa 105 Milliarden Euro reduzierte.

Drittes Programm: Der Spielraum des zweiten Programmes wurde zwar fast komplett ausgeschöp­ft, doch das Geld reichte immer noch nicht. Da dem griechisch­en Staat weiterhin keine Rückkehr an die Finanzmärk­te zugetraut wurde, legten die Gläubiger im August 2015 ein drittes Programm für die Dauer von drei Jahren im Gesamtvolu­men von bis zu 86 Milliarden Euro auf. Diesmal wurde es über den dauerhafte­n Rettungssc­hirm ESM finanziert, aus dem auch die Kredite für Spanien und Zypern flossen. Ende 2016 wurden nach weiteren Sparpakete­n Griechenla­nd kleinere Schuldener­leichterun­gen vergeben, die auf eine spätere Rückzahlun­g der Kredite hinauslauf­en. Wenige Monate vor dem Ende des Programms am 20. August wurden erneut kleinere Schuldendi­ensterleic­hterungen angekündig­t, aber auch eine weitere Finanzüber­wachung. Die Auflagen allein dieses Programms umfassten 450 Einzelmaßn­ahmen. Ausgezahlt wurden 61,9 Milliarden Euro.

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