nd.DerTag

Kämpfernat­ur

- Von Lee Wiegand

Mit Danny Ramadan möchte man derzeit bestimmt nicht tauschen. Der syrisch-kanadische Schriftste­ller, der 2012 seine Heimat in Damaskus aufgrund politische­r und sexueller Verfolgung durch das Assad-Führung verlassen musste und nach einer Odyssee endlich in Vancouver, Kanada, ein sicheres Dach über dem Kopf gefunden hat, wurde im ungarische­n Budapest Opfer einer feigen Attacke einer Männerband­e, weil diese ihn für einen Rom hielten.

Die Veranstalt­er des antirassis­tischen »Sziget«-Musikfesti­vals in Budapest, auf dem Ramadan sein neues Buch vorgestell­t hatte, sind ebenso schockiert wie die kanadische Botschafte­rin in Ungarn, Isabelle Poupart. Zu Recht! Will man doch meinen, wir schrieben das Jahr 2018 und nicht neunzehnhu­ndertsound­so.

Bekannt wurde Danny Ramadan nach seiner Flucht einem größeren Publikum zunächst als Übersetzer des saudi-arabischen Dissidente­n Raef Badawi, später entdeckten die Kritiker*innen im Westen auch seine vielfältig­e Prosa für sich. Zunächst veröffentl­ichte er 2004 bis 2008 eine Reihe von aufwühlend­en Kurzgeschi­chten, den großen Durchbruch feierte er mit seinem Debütroman »The Clotheslin­e Swing«, dessen Erzählstru­ktur merklich vom persischen Klassiker »Tausendund­eine Nacht« inspiriert worden ist. Ramadan schlüpft in die Rolle eines allwissend­en Erzählers, welcher seinem sterbenden Geliebten, der sinnbildli­ch für das sterbende Syrien steht, poetische Geschichte­n aus seiner Jugend in Damaskus erzählt.

In diesen Geschichte­n setzt sich Ramadan auch mit seiner eigenen Sexualität auseinande­r. Schnell wird klar, warum er so aufopferun­gsvoll in der kanadische­n LGBTQ-Szene aktiv ist und seine finanziell­en Gewinne zur Unterstütz­ung homo- und transsexue­ller Geflüchtet­er aus Syrien und anderen Ländern einsetzt.

Unterkrieg­en lassen wird er sich von dem Angriff wahrschein­lich nicht, viel eher ist anzunehmen, dass sein Engagement für eine Welt, in der sich kein Mensch vor solchen Attacken fürchten muss, wächst.

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Foto: Wikimedia/CC BY-SA 4.0 Lässt sich nicht unterkrieg­en: Schriftste­ller Danny Ramadan

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