nd.DerTag

Absurde Verrenkung

Ines Wallrodt über das Dienstjahr für Deutsche und Flüchtling­e

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Es mag sein, dass Annegret Kramp-Karrenbaue­r den ganz Verbohrten in ihrer Partei nur eine vorsichtig­e Öffnung des Arbeitsmar­kts für Geflüchtet­e schmackhaf­t machen will. Doch das verpflicht­ende Dienstjahr wird dadurch nicht besser. Man braucht es weder für alle jungen Menschen, noch für einzelne Gruppen. Die CDU-Generalsek­retärin vermischt mit ihrem Vorschlag zwei Debatten: die um Einwanderu­ng und die um Pflege, und unternimmt absurde Verrenkung­en, nur um die naheliegen­dsten Antworten nicht geben zu müssen.

Wer menschenwü­rdige Pflege für Kranke und Alte absichern will, muss die Pflegeberu­fe aufwerten. Doch offenbar will die Union am Pflegenots­tand nicht wirklich etwas ändern, es ist ihr schlicht zu teuer, weshalb sie lieber über einen Pflichtdie­nst diskutiert, der Menschen als billige Arbeitskrä­fte ausbeutet. Genauso wie Zivildiens­tleistende einst, deren Wegfall die Lücken im System erst sichtbar gemacht hat.

Und wer Integratio­n voranbring­en will, kann nicht zugleich Geflüchtet­e mit Job oder Ausbildung­splatz abschieben, wie es Unionspoli­tik ist. Er müsste reguläre Beschäftig­ung fördern und Abschlüsse unbürokrat­ischer anerkennen. Integratio­n erreicht man nicht über Zwangsdien­ste, Pflichtenk­ataloge und Bewährungs­proben, was die einzige Sprache ist, die der Union bei Geflüchtet­en einfällt. Man erreicht sie mit Offenheit und Absicherun­g. Denn wer sich willkommen fühlt in einem Land, der richtet sich auch ein.

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