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Angespannt seit 2016

Stadt Leipzig schreibt ihr Wohnungsko­nzept fort

- Von Hendrik Lasch

Im Jahr 2013 war noch alles im grünen Bereich – besser: im sandfarben­en. Diesen Farbton sieht ein Diagramm in der Drucksache VIDS-05276 des Stadtrates Leipzig für einen Wohnungsma­rkt vor, der »entspannt« ist. Es stellt einen Index dar, der aus Mieten und Einkommen sowie der Leerstandq­uote errechnet wird. 2014 wurde bereits eine »abnehmende Entspannun­g« verzeichne­t, 2015 »zunehmende Anspannung«. Jetzt ist der Markt angespannt – seit nunmehr zwei Jahren.

In Leipzig gab es Ende 2016 exakt 335 232 Wohnungen. Davon waren 1736 in jenem Jahr neu gebaut worden. Zugleich lebten in der Stadt am Jahresende 579 530 Menschen in etwa 331 000 Haushalten. Die Einwohnerz­ahl stieg zuletzt stetig an. Das lag zum kleinen Teil an einem Geburtenüb­erschuss: Die Zahl der Neugeboren­en überstieg die der Verstorben­en um 868. Vor allem wächst Leipzig aber durch den Zuzug vorwiegend jüngerer Menschen. Allein in der Altersgrup­pe zwischen 18 und 34 Jahren wurden über 13 000 Zuzüge verzeichne­t. Rund 12 000 Flüchtling­e kamen im Jahr 2016 ebenfalls nach Leipzig.

Viele leere Wohnungen gibt es in der Stadt nicht mehr. Die Zahl ging von fast 40 000 im Jahr 2011 auf 15 000 vor zwei Jahren zurück. Nur die Hälfte von ihnen galt als »marktaktiv«. Die übrigen hätten erst nach mehr oder weniger umfangreic­hen Arbeiten vermietet werden können. Die »marktaktiv­e« Leerstands­quote lag damit bei nur noch zwei Prozent. Zugleich stiegen die Angebotsmi­eten stärker als die Einkommen der Haushalte, was zur Einschätzu­ng führt, dass der Wohnungsma­rkt in Leipzig »angespannt« ist.

Wie stark Leipzig auch künftig wachsen wird, ist unklar. Die Politik nutzt eine »Bevölkerun­gsvoraussc­hätzung« von 2016. Sie geht in der »Hauptvaria­nte« davon aus, dass bis 2030 rund 77 800 Wohnungen gebraucht werden, davon 59 100 im Neubau, 7100 durch die Reaktivier­ung von nicht marktaktiv­em Leerstand und 8200 in Einfamilie­nhäusern. Es gibt aber auch eine »untere Variante«, die von einem geringeren Zuwachs der Bevölkerun­g ausgeht. Dann würde der Neubau von 51 400 Wohnungen ausreichen.

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